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  Engelwerk Corpus Operis Angelorum
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  Engelwerk
Corpus Operis Angelorum, COA (ehem. Opus Angelorum, OA)
Gabriele Bitterlich wird 1896 in Wien geboren. Bereits als Kind soll sie die Gabe besessen haben, ihren eigenen Schutzengel zu sehen. Im Besitze der Matura wohnt sie zur Zeit der ersten Offenbarungen der sogenannten Seele mit ihrem Mann und sechs Kindern in Innsbruck. 1947 bekommt Bitterlich von ihrem Beichtvater den Rat, eine Art geistliches Tagebuch über die erhaltenen Offenbarungen zu schreiben. 1949 soll sie von einem Engel den Auftrag erhalten haben, ihr erstes Buch "Das Reich der Engel, Teil A" zu schreiben. In den darauffolgenden Jahren folgen mindestens 13 weitere Bücher, dazu angeblich 80 000 Manuskriptseiten und verschiedene Rundbriefe. 1961 gründet sie das Engelwerk, dem anfangs ein Kreis katholischer Priester angehört, von welchem im Jahr darauf einige die Engel- und Sühneweihe ablegen. Das Engelwerk entwickelt sich zu einer mitgliederstarken Bewegung. 1961 zieht Bitterlich mir ihrem engsten Kreis in die Burg St. Petersberg in Silz im Tirol. Im selben Jahr erfolgt die Gründung der Schutzengelbruderschaft. Ueber Bitterlich wird gesagt, sie erkenne jede Sünde, könne geweihte Hostien von anderen unterscheiden und sei Trägerin der Wundmale Christi. Sie stirbt 1978; ihr Nachfolger wird Georg Blaskò. 1979 gelingt es dem Engelwerk vom Vatikan die Wiederbelebung des Ordens der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz zu erlangen. Abt wird Hansjörg Bitterlich, Sohn der Gründerin des Werkes.

Die streng gehüteten und zum Teil geheimen Schriften der Bitterlich bilden die Grundlage für die Lehre des Engelwerkes. Jeder Mensch hat einen persönlichen Schutzengel, dem er sich weiht und mehrere Geleitengel, die über schwierige Lebenssituationen hinweghelfen. Bitterlich beschreibt Namen, Aussehen, Attribute und Aufgaben von über 300 Engeln. Die Engelschar unterteilt sie in neun Chöre, die jeweils in drei Hierarchien gegliedert sind. Jeder Engel hat einen dämonischen Gegenspieler. Nach Bitterlich leben wir in einer Zeit des apokalyptischen Kampfes zwischen Engeln und Dämonen. Satan sei bereits in die katholische Kirche eingedrungen. Der Mensch finde sein Heil nur, wenn er sich mit seinem prersönlichen Engel mittels einer Weihe verbindet und so eine mystische Kampfgemeinschaft eingeht. Nur zusammen bilden sie das wahre Abbild Gottes. Auch jedem Ort, jedem Berufsstand, jeder Gemeinschaft, jedem Tag und jedem Teil der heiligen Messe sei ein Engel zugeordnet. Analog zum Reich der Engel beschreibt Bitterlich das Reich der Dämonen. Besonders empfänglich für Dämonen seien unter anderem Hebammen, Bauersfrauen, Zigeuner, alte rachsüchtige Bauern, schwarze Katzen, schwarze Hennen, glatthaarige Hunde, Schweine, Ratten und Schlangen. Jeder Dämon habe einen bestimmten Machtbereich, wie zum Beispiel gewisse Städte oder jüdische Händlerquartiere. Exorzismusgebete sollen regelmässig praktiziert werden.

Der Werdegang eines Mitglieds verläuft in fünf Schritten: Schutzengelversprechen (eine Art Verlobung mit dem persönlichen Engel), Schutzengelweihe (auf Zeit und Ewigkeit), Aufnahme in den Helferkreis, Engelweihe (nach drei Jahren, an alle Engel) und Sühneweihe. Die Sühne hat im Engelwerk eine wichtige Bedeutung. Deshalb gehört zum Leben des Mitglieds tägliche Beichte und Kommunion. Jede Woche wird in ausgedehnten Gebetszeiten der Leiden Jesu gedacht, um die Sühnebereitschaft zu fördern. Die Messen sind meist in Latein und die Wandlungsworte in Aramäisch gehalten. Die Mundkommunion wird gepflegt. Das Engelwerk kennt eine Arkandisziplin, d.h. eine Pflicht und Zucht zur Geheimhaltung gewisser Dinge. Die Mitglieder seien dem Papst und der Lehre der Kirche treu ergeben.

 Zentrum des Engelwerkes ist die Burg St. Petersberg in Silz (Tirol) . Der Hauptstützpunkt liegt in Anapolis (Brasilien), wo Priester ausgebildet und die Schriften und Briefe gedruckt werden. Die Gemeinschaften und Organisationen innerhalb des Engelwerkes sind zahlreich: Schutzengelbruderschaft, Priestergemeinschaft, Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, Kongregation der Schwestern vom Heiligen Kreuz, Gemeinschaft der Werkhelferinnen, Aktion brüderlicher Hilfe, Soziales Helferwerk, Sanitas e.V., Verein der Brüder von Bélem, Priestergemeinschaft Maria-Vesperbild e.V., Helferwerk im Kreuzorden e.V., Kreis junger Missionare, Priester in Not. Das Engelwerk finanziert sich durch Spenden, Schenkungen und Inkassierung von Renten. Es besitzt weltweit diverse Schlösser, Häuser und Grundstücke.

Der Vatikan hat bereits 1983 und verstärkt seit 1992 die Verwendung der Schriften verboten, ebenso den Gebrauch der nichtbiblischen Engelnamen, die Engelweihen und die Schweigeversprechen. Die Privatoffenbarung wird nicht anerkannt.

Hauptkritikpunkt am Engelwerk ist die angebliche Privatoffenbarung der Schriften an Gabriele Bitterlich, die gnostische Züge aufweisen würde und eine ausserchristliche Tradition fortsetze, die auf altpersischen Dualismus und auf die jüdische Kabbala zurückgehen. Die Darstellung der Engelhierarchien und die Visionen der Schriften seien mit der Lehre der katholischen Kirche unvereinbar, ihre Theologie sei eine Irrlehre. Eine Weihe an Engel könne nicht geduldet werden. Christus würde durch Maria praktisch verdrängt. Das Engelwerk helfe ausserdem Theologiestudenten, denen von den Diözesen die Eignung abgesprochen wurde, zu einer Priesterweihe. Jugendliche, die dem Werk beitreten, würden von ihren Angehörigen isoliert und wie Leibeigene behandelt. Durch übersteigerte Gebetspflichten und eine lebensfeindliche Moral wurden sie in krankhafte Angst versetzt. Die finanziellen und organisatorischen Strukturen seien äusserst undurchsichtig. Die Geheimhaltung der Schriften und die Unmöglichkeit, Niederlassungen zu besichtigen oder mit Mitgliedern zu reden, würden eher auf einen Geheimbund denn eine Erneuerungsbewegung schliessen lassen .

Statistik: 1 Mio Mitglieder weltweit, darunter rund 50 Bischöfe und mehrere Kardinäle

Zeitschrift: Angelus, diverse Rundbriefe

Petra Bleisch, 1998
Letzte Aenderung 1998, © pb 1998, Infostelle 2000
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