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  Aleister Crowley und Thelema
Kurzinformationen
Aleister Crowley
Crowley wurde am 12. Oktober 1875 in England in die christlich-fundamentalistische Gruppe der Plymouth Brethren hineingeboren. Er studierte am Trinity College in Cambridge Chemie, schloss jedoch sein Studium nie ab, da er das Geld der Brauerei seines Vaters erbte. 1898 wurde er Mitglied des Golden Dawn, einem Geheimbund, in dem auch u.a. William Butler Yeats, Oscar Wildes Ehefrau, Bram Stoker und Sir Arthur Conan Doyle waren. Von nun an widmete sich Crowley ganz dem Okkultismus. Nachdem der Golden Dawn auseinanderbrach, reiste er nach Asien und Afrika, wo er 1904 ein dreiteiliges Gedicht schrieb, auf dem er seine neue Religions-Philosophie, Thelema genannt, gründete. Dieses Gedicht ist ein Konglomerat aus Nietzsche, Augustinus, Rabelais, der Offenbarung aus der Bibel und vielen anderen Quellen. Den Rest seines Lebens verbrachte Crowley damit, Thelema "als Gesetz des Neuen Aeons" in vielen weiteren Texten, Gedichten und Ritualen auszuarbeiten. Von 1915-1919 lebte er in den Vereinigten Staaten, anfang der 1920er Jahren auf Cefalú, Sizilien, wo er in einer "Abtei Thelema" seine utopischen Phantasien zu verwirklichen trachtete. Er wurde jedoch von Mussolini ausgewiesen, worauf sich sein Leben zum Schlechten wendete. Miserable Gesundheit und übermässiger Drogenkonsum überschatteten seine Biographie von nun an. 1934 verlor er einen Gerichtsprozess, den er wegen übler Nachrede angezettelt hatte und verbrachte den Rest seines Lebens bankrott und vereinsamt in englischen Landgasthäusern, wo er am 1. Dezember 1947 starb.
Thelema
Thelema ist ein Euphemismus für alles, was aus Aleister Crowleys Feder geflossen ist und mit seiner Biographie zusammenhängt. Thelema ist Crowleys Religion. Je nach Interessenlage nennen Thelemiten diese Religion aber lieber Philosophie oder Lebensweise. Die Bibel der Thelemiten heisst "Buch des Gesetzes". Deren Auslegung durch Crowley enthält anti-christliche und anti-semitische Passagen.

Thelema und O.T.O. verhalten sich wie Christentum zu Kirche. Demzufolge muss man nicht O.T.O.-Mitglied sein, um Thelemit zu sein.

In Thelema sind die Lehrsätze an die Doktrin des Wahren Willens angepasst: Jeder Mann und jede Frau haben einen Daseinsgrund, sie haben sich willentlich dazu entschlossen, eine Mission zu erfüllen, obwohl sie diese vergessen haben. Es ist nicht nur ihre Aufgabe, die Erde wieder zu heilen, sondern auch herauszufinden, weshalb sie Thelemiten sind und welche Funktion sie zu erfüllen haben. Viele Anhänger Crowleys sehen sich selbst als Menschenretter.

Thelema ist eine etwas naive Variante der antiken Gnosis. Hier vereinfacht und mit aus dem Volksglauben, zumeist mittelalterlichen Zauberbüchern, orientalischen und arabischen Märchen, angereichert. Vor allem ägyptische Götter beleben den thelemitischen Pantheon. Kabbala und Yoga beleben dieses Konglomerat von okkulten Ideen.
Vielen Thelemiten ist ein Interesse an vergleichender Religion eigen. Sie vereint ein Glaube an die Universalität religiöser Wahrheiten, eine Distanzierung von den traditionellen Kirchen und ihren Würdenträgern und eine Vorliebe für das Altertümliche. Das steht im Zusammenhang mit dem Authentizitätsproblem von Neureligionen, die sich meist auf einen Ur-Glauben berufen, den Wahren Glauben, die Wahren, originalen Götter, die ursprüngliche Offenbarung. So will Thelema auch das Christentum eines Tages ersetzen.

Einige der utopischen Phantasien von Crowley sind heutzutage kulturell überholt, juristisch und moralisch anstössig und gesellschaftlich inakzeptabel. Hier seien vor allem die heiklen Fragen in Sachen sexueller Kindererziehung genannt.

Thelema im O.T.O. verankert bedient menschenfeindliche Ideen.
"Die Mitglieder des Ordens haben jeden ausserhalb so anzusehen, als besässen sie [diese Höhlenbewohner] keinerlei Rechte. Freundlichkeit sollte gezeigt werden, wie jedem anderen Tier". Crowley sah seine Religion als staatsbeherrschend: "Es ist beabsichtigt, dass die weltliche Macht des Staates zum Gesetz [von Thelema] gebracht wird".

Peter-R. König, 2006
Letzte Aenderung 2006, © prk 2006, Infostelle 2000
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