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  DLZ Divine Light Zentrum, Winterthur
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  Das Divine Light Zentrum in Winterthur
Informationsblatt Nr. 4 November 1971

Das Divine Light Zentrum, eine Gründung des Inders Swami Omkarananda, bezeichnet sich als "gemeinnützige, kulturelle, wissenschaftliche und geistige Organisation" oder als "Forschungsinstitut für Wissenschaftssynthese". Es besitzt nach eigenen Aussagen "eine weitherum wahrnehmbare geistige Strahlkraft". Die vielen Schriften und Omkaranandas Reden beschäftigen sich jedoch in einem gewissen Unterschied zur obigen Kennzeichnung vor allem mit der Verwirklichung des Gottesbewusstseins im Menschen. 

Die Lehre
Wenn Omkarananda von Gott spricht, so meint er in der Regel nicht einen persönlichen Gott, sondern das Göttliche. Und dieses Göttliche ist überall. Darum "sollen wir beständig des Göttlichen gewahr sein, doch das ist nicht genug: Unser ganzes Wesen sollen wir vom Göttlichen beseelen lassen, so dass es göttlichen Charakter offenbart: Frieden, Freude, Weisheit, Stärke, Freiheit. Die Flasche mag in einem Meer von Honig schwimmen, doch wenn das Meer von Honig nicht in die Flasche eindringt, dann nützt das wenig. Wir mögen uns im Göttlichen befinden, doch wenn das Göttliche nicht in unserem Wesen ist, dann haben wir nicht viel erreicht, und unserem Leben fehlt es an den reichen Früchten." Das Göttliche, so wird Omkarananda nicht müde, in immer neuen Wendungen zu wiederholen, ist in uns. Wir brauchen es bloss richtig und völlig anzuerkennen. Das ist die Grundannahme von Omkaranandas Denken und die Basis seiner Ausführungen. Der Unterschied zum christlichen Glauben ist deutlich: Der Christ weiss im Glauben an Jesus Christus um die personale Gemeinschaft mit Gott. Bei Omkarananda dagegen soll der Mensch üben, Gott unmittelbar zu erfahren, das Göttliche in sich zu verwirklichen. Er schreibt: "Gott ist eben unmittelbar in eurem Atem, in eurem Verstand, in eurer Intelligenz, in euerem inneren Bewusstsein. Er ist in allen Dingen gegenwärtig."

Auch biblische Abschnitte werden von dieser Grundannahme her umgedeutet. Diese Grundanschauung ist gemeint, wenn Omkarananda ausführt: "Wir können die Bergpredigt nicht wirklich verstehen und noch viel weniger wahrhaft in ihrem Geiste leben, wenn wir uns ihr nicht in demselben Lichte der Gotteserfahrung nähern, aus dem sie entstand." Denn, so wird gesagt, die Bergpredigt im Matthäusevangelium schenkt der Menschheit "Licht für die Verwirklichung eines wahren geistigen Lebens" und "die Möglichkeit, ins Himmelreich des unendlichen göttlichen Bewusstseins einzugehen".

Es Ist deutlich, dass 'Himmelreich' und 'Reich Gottes' hier einen andern Sinn bekommen als in der Bibel. "Das Königreich" (Gottes) - so erklärt Swami Omkarananda - "ist der wesentliche Zustand und in sich Selbstausdruck des höchsten göttlichen Bewusstseins, das in allen als das Bildnis Gottes verborgen liegt. Es ist Substanz, unendliche Allmacht, Freude und Erfüllung Gottes". Das für die Bibel entscheidende Gegenüber von Schöpfer und Geschöpf, von göttlichem Herrn und Diener, von göttlichem Vater und Kind wird also umgedeutet und verschwindet.

Dementsprechend wird bei Omkarananda auch die Sünde nicht im Sinne der Bibel als Auflehnung wider Gott, als Abwendung der ganzen Existenz von Gott und als Versagen dem Mitmenschen gegenüber verstanden. Das Erlösung bringende Werk Jesu Christi wird nicht erkannt. Sünde wird vielmehr mit Unwissenheit oder mit Missachtung des göttlichen Bewusstseins im Menschen gleichgesetzt. Und zur Erlösung wird die Verwirklichung des Gottesbewusstseins angepriesen. So schreibt Omkarananda: "Wir können die Feststellung machen, dass dieser sündige Zustand völlig aufgehoben ist und der Mensch unbegrenzte Freiheit und bedingungslose Erkenntnis, Glück, Frieden und Vollkommenheit erlebt, wenn er in Zustände bewussten Einsseins mit dem Göttlichen gelangt, wie sie von einer geläuterten und umgewandelten Natur als Krönung kontemplativer Zustände erreicht werden."

An den Menschen ergeht die Aufforderung: "Lass dein ganzes Leben zu einem stillen, sanften und mächtigen Ausdruck der Kräfte des Gottesbewusstseins werden!" An andern Stellen spricht Omkarananda auch vom Christusbewusstsein. "Das höchste Christusbewusstsein kann und will zu dir kommen als Jesus." 'Jesus' wird hier verstanden als Person, 'Christus' hingegen als Ueberperson und Urgrund aller Persönlichkeit. Darum glaubt Omkarananda, 'Christus' begegne ihm auch ausserhalb von Jesus. "Was spielt es für eine Rolle, ob wir sagen Vater oder Christus? Was kommt es darauf an, ob wir Ihn Gott, Allah oder Christus nennen? Es ist alles dasselbe."

Jesus hat die höchste Stufe des Gottesbewusstseins erlangt. Dieses Ziel steht indessen auch andern Menschen offen. Darüber schreibt Omkarananda (und er denkt wohl auch an sich): "Jede Arbeit, die wir von diesem Tage an tun, ist Seine Arbeit. Alle Worte, die wir von diesem Tage an sprechen, sind Seine Worte. Wir haben keinen eigenen Willen mehr ausser Seinem Willen. Wir haben kein Gemüt mehr ausser Seinem Gemüt." Und weiter: "Es gibt für mich keine Geheimnisse, weil dieses innere Wissen nicht mein Wissen, sondern Seine Kenntnisse sind. Wer mich verehrt, verehrt nicht meine Persönlichkeit, sondern Ihn, und wer mich beleidigt, beleidigt Ihn und nicht mich."

Das Zentrum
Das Divine Light Zentrum in Winterthur, das von Swami Omkarananda geleitet wird, ist vor etwas mehr als fünf Jahren gegründet worden. Bis jetzt sind an der Anton Graff-Strasse sechs frühere Ein- bis Dreifamilienhäuser aufgekauft worden. Das Geld stammt von Gönnerinnen und Gönnern. Ebenso wird es für wertvoll erachtet, wenn Frauen und Männer, die ins DLZ eintreten, wesentliche Geldbeträge zur Verfügung stellen.

Gleichzeitig mögen zwei bis drei Dutzend zu einem grossen Teil junge Leute aus der Schweiz, Deutschland, Oesterreich und andern Ländern für kürzer oder länger im DLZ wohnen. Sie helfen beim Umbau der Häuser und den verschiedenen Aufgaben mit. Dafür erhalten sie Kost und Logis. Die Häuser werden "den Erfordernissen eines dynamischen, schöpferischen und fortschrittlichen Lebensstils angepasst". Die Fassaden der Häuser und ein grosser Teil der Innenräume sind blau gestrichen worden. Blau ist die Symbolfarbe der religiösen Hingabe. Es mag aber im ursprünglichen Sinn auch die Zugehörigkeit zum Göttlichen darstellen. Das DLZ ist in den Augen seiner Anhänger "eine Oase in der Wüste der Menschheit". Im Zusammenhang mit Swami Omkarananda wird auch von einer "göttlichen Entfaltung des DLZ" gesprochen.

Im Innern des DLZ ertönen, so berichten Besucher, aus den Lautsprechern längere Zeiten die stets wiederholten Mantras (Formeln), die Omkarananda auf Tonband gesprochen hat. Ganz wichtig ist z. B. die Silbe OM. Das anhaltende Singen von OM könne, so wird gesagt, den Menschen umwandeln, in ihm die Kraft des Ueberbewusstseins aktivieren und das Herz der Gottheit rühren und bewegen, den Menschen mit Gnade zu überströmen. Wie weit dabei magisches Denken bestimmend ist und ob die stetige Wiederholung des OM auch beachtliche suggestive Auswirkungen hervorruft, müsste besonders untersucht werden.

Zu den öffentlichen Vorträgen am letzten Samstag und Sonntag des Monats besuchen weitere Freunde das Zentrum. Im Sommer 1971, vor der Fertigstellung des kleinen Saales, folgten jeweils 60 bis 80 Personen den englischen Ansprachen des Swami, bzw. den deutschen Worten der Uebersetzerin. Der Tätigkeitsbericht 1970 nennt "3270 eingetragene, an spiritueller Höherentwicklung interessierte Menschen und viele Freunde auf allen Kontinenten". Ob bei dieser Zahl feste Mitglieder gemeint sind oder an diejenigen gedacht wird, die Schriften beziehen, wird nicht erwähnt.

Swami Omkarananda
Omkarananda ist im Jahre 1930 in Südindien geboren worden. Sechzehnjährig verliess er sein Elternhaus "und suchte für höhere geistige Verwirklichung die Himalaya-Umgebung auf". Er ist in den Ashram (Kloster) des bekannten Swami Sivananda eingetreten. Dort blieb er viele Jahre "absorbiert durch höhere geistige und mystische Praktiken und unermüdlich arbeitend für das geistige Wohlergehen der Menschheit." So charakterisierte Dr. med. Jürg Wunderil in der Einleitung zu Omkaranandas Buch, "Ein Licht in unserer Zeit", dessen Leben in Indien. (Dr. J. Wunderll ist in der Zwischenzeit aus dem DLZ ausgeschieden.) Der deutsche Indologe Ernst Gogler weist darauf hin, dass die von Swami Sivananda gegründete Divine Life Society später dann die Verbindung mit Omkarananda abgebrochen hat.

1965 kam Swami Omkarananda zum ersten Mal in die Schweiz. Frau H. Hermann, Winterthur, eine Anhängerin östlicher Weisheit, hatte ihn gerufen. In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte er im neu gegründeten DLZ Schriften, Schriftchen, Zeitschriften, z. T. in grosser Zahl, sowie als offizielles Organ zweimonatlich "Divine Light" (göttliches Licht). Dr. Jürg Wunderil bemerkt zur Ankunft Swami Omkaranandas in der Schweiz: "Sofort war die erhebende Wirkung sehr gross." Dieser Hinweis lässt etwas vom Einfluss erkennen, den Omkarananda auf gewisse Personen ausübt. Wenn der Inder etwa in seinem rosafarbenen östlichen Mönchsgewand und mit sanfter Stimme zu seinen Anhängern spricht, so erleben offenbar manche nicht nur den rationalen Gehalt der Worte, sondern auch eine gewisse das Gefühl ansprechende und gewinnende Ausstrahlung. Das Fremdländische und die Art, wie Omkarananda seine Worte auch von der Intuition leiten lässt, mag zur Bewunderung mithelfen, die Frauen und Jugendliche, aber öfters auch Männer ergreift. Aus einer Reihe von Aussagen von Anhängern seien folgende zitiert: "Omkarananda strahlt nichts als Ruhe, Frieden und Liebe aus." "Als reines göttliches Instrument wirkt Swami unzählige Wunder, welche er aber immer nur der Gnade Gottes zuschreibt, die auf so herrliche Weise durch ihn zum Ausdruck gebracht wird." Aus dem Jenseits äusserte sich "Meister Maitreya" über ein Hamburger Medium: "Swami Omkarananda ist demnach der CHRISTUS, welcher berufen ist, mit JESUS und allen MEISTERN, in Verbindung auch mit reinen Gotteskindern, die hier als geistige Mitarbeiter einbezogen sind, das REICH GOTTES auf Erden wieder in Reinheit herzustellen." Das DLZ hat die Aussage gedruckt (Gottesreich-Serie-11), das Schriftchen dann aber nach einiger Zeit aus der Verbreitung zurückgezogen.

Kritische Ueberlegungen
Im Laufe der letzten Jahre sind auch kritische Stimmen zu Omkarananda, seiner Lehre und dem DLZ laut geworden. Der deutsche Indologe Ernst Gogler, Lengfeld, erklärt: "Omkarananda füllt christliche-biblische Ausdrücke mit einem in etlichen Punkten verkürzten Hinduismus und betont auch die 'Kraft des positiven Denkens'." Edwin Jacob, "Schule für YOGA auf christlicher Grundlage", Zürich, bejaht etliche Aussagen Omkaranandas, betont aber auch, dass etliche Lehren dem Neuen Testament nicht entsprächen und einige "gefährliche und folgenschwere Irrtümer" vorkämen.

Einsendungen im 'Landboten', einer Winterthurer Tageszeitung, lassen erkennen, dass sich die Bewohner jenes Quartiers zum Teil noch nicht daran gewöhnt haben, dass das DLZ Haus um Haus aufgekauft und blau gestrichen hat. Bereits gibt es Männer und Frauen, die sich nach einer gewissen Zeit der Mitgliedschaft wieder vom DLZ abgewendet haben, wobei es in einigen Fällen zu Prozessen, u. a. wegen Ehrverletzung, kam.

Eine umfassende Beurteilung hat davon auszugehen, dass sich Omkarananda als Interpret des christlichen Glaubens und Ausleger der Heiligen Schrift (in Auswahl) ausgibt. In den Statuten des DLZ ist ausdrücklich vom Evangelium die Rede. Doch die Auslegung z. B. der Bergpredigt durch Omkarananda ist eine Umdeutung. Bestimmend für ihn ist je und je der Gedanke der immer stärkeren Verwirklichung des Gottesbewusstseins im Menschen. Darum verschwindet das Werk Jesu Christi, auch sein Tod und seine Auferstehung. Darum erfasst Omkarananda die Tiefe der Sünde und die Kraft der Erlösung durch Jesus Christus nicht. Der DLZ-Angehörige steht damit in grosser Gefahr, sich mitten in einer leidenden Umwelt besonders mit seinem Innern zu beschäftigen. Die Lehre von der Verwirklichung des Gottesbewusstseins übersieht die Distanz zwischen Mensch und Gott. Sie führt zur Rede vom "geistigen Uebermenschen" und zur Meinung, Omkarananda sei ein Christus. Beides ist der Bibel fremd. Dort gilt: "Einer ist euer Meister (nämlich Jesus Christus), ihr aber seid Brüder" (Matth. 23,8).

 

Die Zitate stammen aus folgenden Schriften von Omkarananda: Ein Licht in unserer Zelt. Der universelle Geist der Bergpredigt. Die Wissenschaft des göttlichen Wortes. Leben im göttlichen Licht. Divine Light Januar-Juni 1970, ebenda 1971/2. Aus Schriften von Anhängern des DLZ: Gottesreich Serie 2 und 13. DLZ - Der Präsident eine universale Persönlichkeit. Meister Maitreya über Swami Omkarananda.

Oswald Eggenberger, 1971
Letzte Aenderung 1971, © oe 1971, Infostelle 2000
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