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  St. Michaelsvereinigung Paul Kuhn, Dozwil
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  Zur Michaelsvereinigung in Dozwil
aus: Informationsblatt Nr. 2/1993

Seit im Frühjahr 1988 die Michaersvereinigung in Dozwil/Thurgau/Schweiz mit ihrer apokalyptischen Botschaft vom nahe bevorstehenden Weltende ans Licht der Öffentlichkeit getreten ist, wurde ihre Auseinandersetzung mit den Kirchen zunehmend aggressiver. Nachdem die Pfarrer der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau am 2. Mai 1988 Stellung bezogen hatten und die Schweizer Bischöfe am 12. Oktober 1989 in ihrer Stellungnahme hervorhoben, dass die Anhänger der Michaelsvereinigung ihre Entscheidung entweder für die römisch-katholische Kirche oder die Michaelsvereinigung treffen müssen, nehmen die Spannungen zu. Immer wieder kritisieren die "himmlischen Stimmen", vor allem "Bruder Klaus", die Vertreter der Amtskirchen. Während die Vertreter der Michaelsvereinigung einerseits versuchen, in der Öffentlichkeit Anerkennung als religiöse Gemeinschaft zu erlangen, und vor allem nicht als "Sekte" eingestuft zu werden, verurteilen sie anderseits nun vor allem die römisch-katholische Amtskirche, die das "charismatische Prophetentum" des "Apostels" Paulus und des "Evangelisten" Matthäus nicht anerkennt. Nachdem im Herbst 1991 zahlreiche "Besucher des Onadenortes ihrer angestammten Kirche den Austritt erklärt" haben (in der Diözese St. Gallen trat dies bei 345 Katholiken zu; ähnliche Zahlen sind aus dem Thurgau und der Innerschweiz bekannt), begann nun auch ein bewusst geführter Missionsfeldzug.

So beginnt Matthäus (Ueli Aeberhard, der heute als "Werkzeug Gottes" durch "automatisches Schreiben" seine Botschaften vermittelt) seinen Reisebericht über die Missionsreise nach Wien im Juli 1991: "Ein neues Kapitel der Apostelgeschichte sollte geschrieben werden." Neben den bekannten Orten Luzern, Zürich und Dozwil finden nun auch Einführungskurse im Ausland statt.

Gleichzeitig werden die Anhänger Paul Kuhns aufgefordert, bewusst an die Orte zu gehen, an denen über "Sekten" referiert wird, um Zeugnis für Paul Kuhn, die Botschaften, die Lehre und den Gnadenort Dozwil zu geben. Immer wieder wird bei diesen Zeugnisberichten darauf hingewiesen, dass Paul Kuhn und sein Wirken verleumdet werden.

Mit Hinweis auf ein "gewaltiges mystisches Geschehen", in dem "Christus selbst die Kirche eingeweiht und zuvor auch Paul Kuhn und Maria Gallati die Priesterweihe erteilt" hat (die "Priesterweihe" in der Vergangenheit der Gemeinschaft durch "Papst" Clemens XV von Clémery in den 60er Jahren scheint nicht mehr in Erinnerung zu sein), versucht man zu legiti mieren, was von den Kirchen nicht akzeptiert wird. "Jesus hatte damals eine tolerantere Haltung" - so werden heute amtskirchliche Argumente abgewehrt; es wird auf mystische Erlebnisse, auf die "Führung des Heiligen Geistes" hingewiesen. Gleichzeitig wird polemisiert, wird auf "gewaltige interne Prüfungen" in der römisch-katholischen Kirche, auf den Abfall unter den Priestern hingewiesen, auf die Verkündigung von Irrlehren und vieles mehr (die Zitate stammen aus: Der Gnadenort St. Michael - im Spannungsfeld mit der kath. Kirche).

Apokalyptische Drohbotschaften gegen die Amtskirche und ihre Vertreter, "die die Hilfe des Himmels ausgeschlagen und die guten Beter verfolgt haben" (Botschaft an die Schweizer Bischöfe und Pfarrämter) auf der einen Seite, Heilsgewissheit auf der anderen. Selbst "Erzbischof Lefebvre", vom "Erzengel Uriel" geführt, nimmt in einer Botschaft am 26.4.1991 zur kirchlichen Situation Stellung und fordert die Gläubigen in Dozwil auf: ,,Ihr sollt mutig euren Weg weitergehen - ..."

Die apokalyptische Spannung bleibt erhalten: Immer wieder wird von der nahen Zeit der Dunkelheit, dem baldigen Beginn der Drangsale gesprochen, und die "himmlischen Stimmen" richten sich an die Verantwortlichen in Politik und Kirche mit dem Hinweis "Vertraut der Stimme der Propheten dieser Zeit. Sie sind die Werkzeuge Gottes und möchten euch allen den Weg ins Vaterhaus zeigen" (Botschaft vom 25. Juli 1989). Dass diese "Propheten" in der eigenen Gemeinschaft zunächst jedoch grosse Schwierigkeiten hatten (nach dem 5. Mai 1958), akzeptiert zu werden, zeigt die Botschaft von "Pater Pio" (hier kurzfristig für heilig erklärt) vom 15. Okt. 1988: "Ihr habt die Werkzeuge des Himmels geschenkt bekommen. Glaubt doch ihnen, vertraut ihnen und suchet euer Heil nicht anderswo ... Lernt auch UeIi (Aeberhard, heute Matthäus) und Monika (Hofer) endlich anzunehmen, ihnen zu gehorchen und ihnen den Glauben zu schenken." Eine Autoritätskrise, die sich noch durch weitere Botschaften belegen lässt - doch sie scheint überwunden. Und so nehmen die "himmlischen Stimmen" Stellung zu den verschiedensten Themen der Zeit, warnen, drohen, kritisieren, raten (z.B. dazu, den Beitritt zum EWR abzulehnen). Die Legitimation der Michaelsvereinigung durch diese Botschaften wird von den Anhängern angenommen, und mutig treten sie nun in den Zeugnisdienst und in den Missionseinsatz für "ihre Propheten" Paulus und Matthäus. Eine neue Phase in der Entwicklung der Michaelsvereinigung - wo mag sie hinführen?

Joachim Müller, 1993
Letzte Aenderung 1993, © jm 1993, Infostelle 2000
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