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  Evangelischer Brüderverein
Der "Brüderverein" gilt in breiten Teilen der christlichen Oeffentlichkeit als das Musterbeispiel einer rückwärtsgewandten Gemeinschaft, welche kulturelle Konservatismen mit fundamentalistischem Bibelverständnis verbindet und ihre Verwerfung jeder Neuerung mit gewagten Interpretationen einzelner Bibelstellen zu begründen sucht. Die Ablehnung jeder Zusammenarbeit mit anderen Gemeinschaften sowie vor allem die Kleider- und Frisurvorschriften für Frauen, die Anhängerinnen des Brüdervereins im Strassenbild leicht erkennbar machen, haben mit zu diesem negativen Image beigetragen. Angesichts dieses Prestiges kann es nicht überraschen, dass der Brüderverein, obwohl er nach seinem Selbstverständnis eine missionarische Bewegung ist und regelmässig Evangelisationswochen durchführt, sich in den letzten Jahrzehnten fast ausschliesslich auf biologischem Wege vermehrt hat.

Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, das Phänomen "Brüderverein" in seiner Geschichte und Gegenwart kurz darzustellen, wobei auf Quellen aus dem Brüderverein selbst, aber auch auf das hervorragende Buch des Theologen und ehemaligen Brüderverein-Mitglieds Alfred Güdel: "Fritz Berger und der Evangelische Brüderverein", Peter Lang, Bern 1980, abzustützen ist.

Der Gründer: Fritz Berger (1868-1950)
Der Brüderverein ist nicht zu verstehen ohne Besprechung der Biographie seines Gründers Fritz Berger. Die Umwelt des werdenden Brüdervereines war, wenn sie Bergers Anhänger als "Bergerianer" bezeichnete, soweit im Recht, dass Berger, seine Theologie und insbesondere sein persönliches religiöses Erleben für den Brüderverein immense Bedeutung hat. Berger wird zum Paradigma, dem die Mitglieder des Brüdervereins zu folgen trachten. Aeusserungen von "Vater Berger" finden heute noch aufmerksamste Beachtung.
Bergers Werdegang
Fritz Berger wurde am 12. März 1868 im Weiler Dürrgraben (heute Heimisbach) in der Gemeinde Trachselwald geboren. Seine Eltern waren arme Kleinbauern, Berger erlebte in seiner Kindheit oft materielle Not. Von einer christlichen Prägung der Eltern kann kaum gesprochen werden, christliche Ethik spielte in Bergers Familie, bedingt durch die Not, keine Rolle: Berger wurde von seinen Eltern zum Stehlen angehalten. Als Fünfjähriger kam Berger infolge eines Brandes, der das Haus seiner Eltern zerstört, für zwei Jahre zu seinem Paten, einem gutgestellten kinderlosen Bauern, in dessen Haus Fritz einigen Wohlstand, aber auch bewusste, von der Erweckungsbewegung geprägte Christlichkeit erlebte. Berger wurde von der Frau seines Paten in die Bibel und ins Gebet eingeführt. Auch späterhin verbrachte Berger immer wieder gewisse Zeit bei seinem Paten, die Möglichkeit, dessen Hof zu erben, schlägt er allerdings aus.

Nach der Schulzeit ergreift Berger das Handwerk des Wagners, ein Beruf mit wenig finanziellen Aussichten. Mit 22 Jahren absolviert Berger die Rekrutenschule und kommt beim Tessinerputsch zum Einsatz. Berger erlebt seine Militärzeit ausgesprochen positiv und wird auch späterhin zur Armee ein ungebrochenes Verhältnis haben. Pazifismus wird für den Brüderverein deshalb nie ein Thema sein.

Nach seiner Rückkehr aus dem Militärdienst heiratete Berger Anna Antener aus Trub, die von ihm ein Kind erwartete. Bergers hatten in der Folge sechs Kinder, von denen allerdings drei jung starben.

In seinen Ehejahren wurde Berger von finanziellen Problemen begleitet, da das Wagnerhandwerk wenig einträglich war. Kam dazu, dass Aufträge insbesondere im Wirtshaus zu erhalten waren, so dass für Berger der Wirtshausaufenthalt, und bald auch das Jassen, zur kostenintensiven Gewohnheit wurde.

Berger empfand mit seinem Leben eine tiefgreifende Unzufriedenheit. Menschen aus der Evangelischen Gesellschaft, eine 1831 begründete erweckliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche, denen Berger in Ausübung seines Berufes ab und an begegnet, schienen für ihn dagegen eine Gelassenheit auszustrahlen, die für Berger begehrenswert war.

Bergers Bekehrung
Am 11. Februar 1899 um 23 Uhr bekehrte sich Berger im Wirtshaus. Berger nahm sich vor: "Von nun an will ich der Bibel glauben, will tun, was sie befiehlt, und lassen, was sie zu lassen heisst". Durch eine innere Stimme geleitet wurde Berger Mitglied beim Blauen Kreuz, einer erwecklich geprägten Organisation zum Kampf gegen den Alkoholismus. Berger besuchte nun regelmässig die Versammlungen des Blauen Kreuzes, die nicht nur Fragen der Abstinenz, sondern auch der Verkündigung eines erwecklichen Christentums gewidmet waren. Allerdings überwarf sich Berger bald mit der Leitung der lokalen Sektion des Blauen Kreuzes, weil er für auch nur in Details abweichende Meinungen kein Verständnis aufbringen konnte, ein Persönlichkeitszug, den Berger durch sein Leben begleiten sollte und für die heutige Abschottung des Brüdervereins prominent verantwortlich sein dürfte.

Berger wechselte in Versammlungen aus dem Umfeld der Evangelischen Gesellschaft, verkrachte sich auch dort, und lag bald im Streit mit dem lokalen Pfarrer, dem er vorzuschreiben trachtete, was dieser zu predigen hätte. Berger begann, selber evangelistische Tätigkeit aufzunehmen und evangelistische Veranstaltungen anzubieten.

In eigentümlicher Spannung zu Bergers Besserwissertum den Auffassungen anderer gegenüber steht sein Ringen gegen Verhaltensweisen, die Berger als Sünde sieht, etwa den Tabakkonsum, das Fluchen, den Jähzorn. Berger gelingt es kaum, diese unerwünschten Gewohnheiten abzulegen, was ihn in permanente Gewissensnot führt.

Berger unter dem Einfluss des bernischen Perfektionismus
Bei seiner evangelistischen Tätigkeit arbeitete Berger mit Predigern der Evangelischen Gesellschaft zusammen, die ein perfektionistisches Christentum vertraten, eine Auffassung des Christseins, die davon ausgeht, dass ein Mensch nach seiner Bekehrung nicht mehr sündigen kann, also "perfekt" ist. Diese Interpretation des Christseins steht im Gegensatz zu reformatorischer Verkündigung, die im Christen sowohl die Gnade Gottes als auch dauerndes Scheitern am Werke sieht, aber auch im Widerspruch zur Erweckungsbewegung, die lehrt, dass der christliche Mensch nur in einem andauernden Prozess, genannt Heiligung, allmählich immer sündloser werden kann. Diese Spannung zwischen der Lehre der Evangelischen Gesellschaft, die mit der Erweckungsbewegung eine allmähliche Heiligung lehrt, und der Verkündigung der perfektionistischen Prediger führte 1908 zum Ausschluss letzterer von der Gesellschaft, worauf sich diese zum Verband landeskirchlicher Gemeinschaften zusammenschlossen (diese Trennung dauerte bis in die Gegenwart an. Erst 1996 vereinigten sich die Evangelische Gesellschaft und der Verband landeskirchlicher Gemeinschaften wieder, nun unter dem Namen Evangelisches Gemeinschaftswerk (EGW)).
Bergers Wiedergeburt
Unter dem Einfluss der perfektionistischen Verkündigung veränderte sich Bergers Auffassung vom Christsein, wobei sich dieser Sinneswandel in einem konkreten, punktuellen Erleben am 12. Februar 1902 um 5.30 Uhr äusserte, das Berger als "Wiedergeburt" bezeichnet. Berger hatte an sich selbst erfahren, dass ein Bemühen um Heiligung, für ihn nicht erfolgreich war. Wollte Berger gut sein, scheiterte er. Heiliges, sündloses Leben kann folglich nicht Fritz Berger wirken, sondern nur Gott. Der Stelle Römer 6: "Haltet euch dafür, dass ihr der Sünde abgestorben seid und Gott lebt..." entnahm Berger, nun dass ein Christ kein Sünder mehr sein kann. Soweit wird Berger zum Perfektionisten. Allerdings erlebt Berger an eigenem Leibe, dass Verhalten, das er als Sünde wertet, mit dieser Feststellung nicht einfach schwindet. In dieser Situation ist es Aufgabe des Glaubens, trotz widersprechendem Augenschein an der Sündlosigkeit des Christen festzuhalten. Die Sündlosigkeit ist zugesichert, dies gilt mehr als konkrete Erfahrungen des Scheiterns.

Der Perfektionismus Bergers ist also kein wesensmässiger, der Mensch verwandelt sich bei der Wiedergeburt nicht in ein sündloses Wesen, sondern ein Akt des Glaubens, dass sündhaftes Verhalten, und um solches geht es Berger, nicht mehr beachtet wird. Für Bergers Zeit, in welcher der Kampf gegen unerwünschtes Verhalten zum täglichen Brot erwecklicher Christen gehörte, mochte die Botschaft, dass dieser Kampf unnötig ist, eine grosse befreiende Wirkung haben.

Der Weg in die Gesetzlichkeit
Der Weg hätte von hier auch in den Libertinismus münden können, in eine Anschauung, dass Christen sich verhalten können, wie es ihnen beliebt, da ihre Taten ohnehin keine Rolle spielen. Dies ist allerdings nicht die Ansicht Bergers. Berger glaubt später daran, dass die Wiedergeburt ein Verhalten nach den Vorschriften der Bibel, wie er sie sieht, ermöglicht (was allerdings einen Widerspruch zu obiger Lehre beinhaltet). Deshalb kann Berger einen diesbezüglichen Lebenswandel als "Zeichen der Wiedergeburt" fordern. In der Praxis seiner Anhänger kann dieses dazu führen, sich um die Einhaltung dieser Regeln zu bemühen, und dies unter ähnlichen Kämpfen, wie die Angehörigen der Erweckungsbewegung um Heiligung ringen. Die Befreiung, die Berger mit seiner Wiedergeburt erlebt, geht in Bergers Lehre so alsbald wieder verloren. Im Gegenteil, Bergers persönlichkeitsbedingte Kleinlichkeit in Nebensachen führt zu einem Wust von Vorschriften, die das aus dem erwecklichen Christentum bekannte Mass bei weitem sprengt. So wird aus einer Gemeinschaft, die ihre Entstehung der Ueberwindung der Gesetzlichkeit, der Auffassung vom Christsein als eines Einhaltens bestimmter Gebote verdankt, die gesetzliche Gemeinschaft par excellence.
Berger nach seiner Wiedergeburt
Aeusserlich änderte sich durch Bergers Wiedergeburt an seinem Leben nicht viel. Im Jahr 1902 wurde Berger Leiter des Zweigvereins Dürrgraben des Blauen Kreuzes. Unter Bergers Leitung trat die Thematik der Abstinenz immer mehr in den Hintergrund, und Bergers Verkündigung nahm Oberhand. Da Bergers Ablehnung eines Kampfes um ein heiliges, sündloses Leben in erwecklichen Kreisen befreiend wirkte, wuchs der Verein schnell an. Dies hatte zur Folge, dass die kantonale Leitung des Blauen Kreuzes auf Berger aufmerksam wurde und ihn im Halbamt zum Reiseagent berief. Diese Anstellung hatte für Berger den Vorteil, dass er nun mit offiziellem Auftrag seine Evangelisationswochen durchführen konnte, und dass seine finanziellen Probleme gelöst waren. Im ersten Jahr seiner Tätigkeit führte Berger 27 Evangelisationswochen durch.

Doch bald kam es infolge von Bergers Verkündigung zu Problemen. Das Blaue Kreuz war, obwohl selbst erwecklich, auf ein gutes Einvernehmen mit dem liberalen Flügel der Landeskirche, den Reformern, angewiesen. Für diese hatte Berger aber nichts übrig. Zum andern erhielt Berger in den Räumlichkeiten der Evangelischen Gesellschaft, die sich in ebendieser Zeit von den Perfektionisten in ihren eigenen Reihen trennte, ein Redeverbot. Berger verlor damit fürs Blaue Kreuz seinen Nutzen und wurde im Januar 1909 entlassen.

Zwölf lokale Vereine des Blauen Kreuzes gingen mit Berger und begründeten am 4. Juli 1909 den "Verein Dürrgraben des freien Blauen Kreuzes vom Kanton Bern", oder kurz das Freie Blaue Kreuz, welches Berger als Agent weiterbeschäftigte.

Der Evangelische Brüderverein
Am 9. Oktober 1914 wurde das Freie Blaue Kreuz in den "Evangelischen Brüderverein" umgeformt, weil Bergers Anhänger dazu übergingen, Vereinshäuser als Versammlungsorte zu bauen, wozu ein besitzfähiger Verein mit Statuten vonnöten war. Als exekutives Organ wurde ein Brüderrat eingerichtet. Erster Präsident wurde nicht Berger, der einziger Angestellter blieb, sondern Hans Stucki. In der Folge wuchs der Brüderverein stark an, was bald die Anstellung weiterer Verkündiger bedingte, welche unter der Amtsbezeichung "Evangelisten" auftraten. Im Jahr 1916 wurde die Zentrale des Brüdervereins, mit Bergers Wohnsitz identisch, von Dürrgraben nach Hasle verlegt, und 1932 weiter nach Wydibühl in Herbligen im Emmental, wo sich heute noch die Verwaltung des Brüdervereins befindet.

Die Zahl der lokalen Gemeinschaften, genannt Versammlungsplätze, nahm in den ersten Jahrzehnten des Brüdervereins stark zu. Wies die Gemeinschaft 1920 zehn Versammlungsplätze auf, waren es 1925 schon 68, im Jahr 1930 103, fünf Jahre später deren 130, im Jahr 1940 154, fünf Jahre darauf 178 und bei Bergers Tod 1950 deren 195. Die Zahl der vollamtlichen Evangelisten wird fürs Jahr 1950 mit 17 angegeben, dazu kommen rund 50 nebenamtliche Orsälteste.

Fritz Bergers weiteres Leben
Berger war nach der Gründung des Freien Blauen Kreuzes und dessen Umformung in den Evangelischen Brüderverein weiterhin Angestellter des Vereins, als welcher er durch die Lande zog und Evangelisationswochen durchführte. Zunehmend war Berger aber auch mit Verwaltungsaufgaben für seine Gemeinschaft beschäftigt. Bergers Unterstelltsein unter einen Präsidenten konnte aber angesichts von Bergers Persönlichkeitsstruktur nicht von Dauer sein, Berger übernahm um 1919 selbst die Präsidentschaft, der bisherige Präsident Hans Stucki verliess den Brüderverein und schloss sich dem Verband landeskirchlicher Gemeinschaften an.

Im Jahr 1929 starb Bergers Frau, Berger heiratete 1930 die wesentlich jüngere Krankenschwester Louise Flümann, welche seine Frau gepflegt hatte. In den folgenden Jahren verschlechterte sich Bergers Gesundheitszustand, er wurde gehbehindert und erblindete später völlig. Die Inanspruchnahme medizinischer Hilfe verweigerte Berger. Er wollte allein Gott vertrauen. Kurz vor Bergers Tod bestimmte der Brüderrat dessen Schwiegersohn Max Graf zu Bergers Nachfolger als Präsident des Brüdervereins, nachdem Bergers Sohn Fritz intern ausgebootet wurde. Am 1. März 1950 starb Fritz Berger.

Die weitere Geschichte des Brüdervereins
Beim Tode von Fritz berger betreuten 17 vollamtliche Evangelisten und rund 50 nebenamtliche Ortsälteste ca. 200 Versammlungsplätze, deren 40 in vereinseigenen Häusern und Sälen lokalisiert waren.

Bis 1967, als es zur Spaltung des Brüdervereins kam, wuchs diese Zahl auf 21 Evangelisten und 240 Versammlungsplätze. Fürs Jahr 1976 werden nur noch 168 Versammlungsplätze angegeben.

Im Präsidentenamt des Brüdervereins folgte auf Max Graf 1979 der gegenwärtige Präsident Fritz Pulfer.

Eine wesentliche Aenderung im Brüderverein nach dem Tode Bergers war die Aufnahme einer Missionsarbeit: seit 1954 wirken Missionare und Missionarinnen des Brüdervereins in Papua-Neuguinea. Die Missionare werden, im Gegensatz zu den Evangelisten und Aeltesten des Brüdervereins, spezifisch für ihre Aufgabe geschult, wobei Bibelkunde und das Schrifttum Bergers wesentlicher Ausbildungsinhalt darstellt. Vor Ort wirken die Missionare v.a. als PrimarlehrerInnen, aber auch in den Bereichen Handwerk und Pflege.

Auf die Lehre des Brüdervereins hatte die missionarische Betätigung insofern einen Einfluss, als dass die Frage der Taufe virulent wurde. für Berger selbst lag alles Gewicht auf der Wiedergeburt, die Taufe war unwichtig. Taufe wurde deshalb im Brüderverein nicht geübt. Auf dem Missionsfeld musste eine Taufpraxis eingeführt werden, da man es hier nicht wie in Europa mit getauften Menschen zu tun hatte. Diese Taufpraxis auf dem Missionsfeld wirkte in der Folge nach Europa zurück.

Die Spaltung von 1967/1968
Schon kurz nach dem Tode von Fritz Berger zeichnete sich eine allmähliche Spaltung des Brüdervereins in eine konservativere und eine offenere Richtung an. Während der konservative Flügel versuchte, Fritz Bergers Erbe zu wahren und das eigene Glaubensleben möglichst genau nach der Vorgabe des Lebens von "Vater Berger" zu führen, was jegliches Eintreten auf Neuerungen aller Art und jede Zusammenarbeit mit anderen Gemeinschaften ausschloss, wollte die offenere Richtung einerseits an der allgemeinen Entwicklung des Evangelikalismus teilhaben und zum anderen in der Formulierung ihrer Glaubensauffassungen und -erfahrungen über Berger hinausgehen dürfen. Erben Bergers sind im Grunde beide Richtungen. Während die konservative Strömung den Wortsinn von Bergers Aussagen und das biographische Vorbild seines Glaubenslebens ehrte, setzte die offenere Richtung das Anliegen um, welches Berger gegenüber seiner eigenen zeitgenössischen Tradition verwirklichte, nämlich vorgegebene, mehr oder minder erstarrte Traditionen anhand eigener Erfahrungen neu zu fassen und damit wieder zu beleben.

Die Positionen waren im Grunde unversöhnlich, ein Kompromiss auch rein theoretisch schwer möglich, weshalb die Spaltung eine Frage der Zeit war.

In den sechziger Jahren sammelte sich die offenere Richtung um den 1914 geborenen Primarlehrer Peter Zürcher aus Sonnenberg, der seit 1955 als Evangelist angestellt war, im Jahr 1958 Beisitzer im Komitee wurde und die Leitung der Zeltmission des Brüdervereins innehatte. Um Zürcher gewannen die Ideen der offeneren Richtung konkretere Gestalt. Im Mittelpunkt standen eine Verstärkung der Autonomie der Ortsgemeinden, deren Gestaltung nach dem Vorbild des Neuen Testaments, eine Betonung der Mission und eine Abschaffung der gesetzlichen Vorschriften. Ziel war die Umgestaltung des hierarchisch organisierten Brüdervereins in einen modernen Bund autonomer, missionarischer, evangelikaler Gemeinschaften.

Die Leitung des Brüdervereins, mehrheitlich konservativ, sah sich nicht in der Lage, auf diese Ideen einzutreten. Diesbezügliche Eingaben und Briefe wurden nicht mal abgelehnt, sie wurden einfach nicht beantwortet.

Am 30. September 1967 trat Peter Zürcher als Evangelist zurück, weitere fünf Evangelisten folgten ihm, zum Teil freiwillig, zum Teil durch Ausschluss aus dem Brüderverein. Am 1. November 1967 konstituierten sich die rund 20 abgespaltenen Gemeinschaften zum Verband Freier Missionsgemeinden (VFMG), welcher heute eine evangelikale Lehre ohne wesentliche Besonderheiten vertritt, Bergers Auffassung von Wiedergeburt und Perfektionismus fallengelassen hat und statt dessen die von Berger abgelehnte Lehre der Heiligung als Prozess befürwortet. Der VFMG arbeitet heute eng mit den FEGs und der Pilgermission St. Chrischona zusammen (siehe dazu unseren Artikel über den Verband Freier Missionsgemeinden).

Gegenwärtig verfügt der Brüderverein noch über 150 lokale Gemeinschaften.

Die Wiederentdeckung der Heiligung als Prozess
In der Zeit nach der Abspaltung des offeneren Flügels zeigt sich der Einfluss evangelikaler Lehre auch im verbliebenen, konservativen Brüderverein insofern, dass auch dieser heute wieder die Heiligung als Prozess betont. Dass solches im Widerspruch zu Bergers Lehre steht, wird noch merkbar, wenn Ernst Käser 1984 schreibt: "Als Heilige haben wir noch Durchheiligung nötig; als Reine haben wir Reinigung nötig." Diese Heiligung besteht nach Käser darin, immer wieder "das Fleisch zu kreuzigen samt den Lüsten und Begierden." Damit, in dieser andauernden Bemühung um die Kreuzigung des Fleisches ist die Heiligung als Prozess wiederum Teil der Lehre des Brüdervereins geworden, auch wenn Käser betont, dass in dieser prozesshaften Heiligung Christus der Handelnde ist und der Mensch "passiv" mitwirkt.

Käser kann so die Aussage eines Mitglieds: "Ich bin durch das Opfer Jesu ein für allemal geheiligt. Mehr habe ich nicht nötig, denn ich bin durch und durch heilig", die echt bergerianisch ist, wenn die Heiligkeit hier nicht wesenhaft, sondern als Akt des Glaubens verstanden wird, als Perfektionismus zurückweisen.

Die Aussage eines Aeltesten, die Käser anführt, gibt gut die heutige Position einer Kombination von Bergers Idee einer völligen Heiligung bei der Wiedergeburt und dem aus dem Evangelikalismus (wieder) eindringenden Verständnis einer Heiligung als Prozess wieder: "Als Heilige sind wir tatsächlich ein für allemal geheiligt durch das Opfer Jesu. Diese Tat wird nie mehr wiederholt. Was aber unseren Wandel betrifft, so gibt es eine lebenslängliche Durchheiligung nach Leib, Seele und Geist."

In bezug auf die Gesetzlichkeit des Brüdervereins vermag diese Wende in der Lehre nichts zu verändern, im Gegenteil, deren Begründung wird so noch einfacher.

Die Organisation des Brüdervereins
Nach den heute gültigen Statuten des Brüdervereins von 1980 ist das gesetzgebende Organ des Vereins der Brüderrat. Er setzt sich zusammen aus je einem oder mehreren Vertretern der Versammlungsplätze, den Evangelisten, den Missionaren, die sich in der Schweiz aufhalten und den Mitgliedern der Kommissionen. Der Brüderrat tagt mindestens zweimal jährlich und trifft seine Beschlüsse mit Zweidrittelsmehrheit, bei Wahlen mit absoluter Mehrheit. Der Brüderrat besteht, wie alle Organe des Brüdervereins, ausschliesslich aus Männern.

Ausführendes Organ ist das Komitee, das aus den gesetzlich vorgeschriebenen Chargen Präsident, Vizepräsident, Sekretär und Kassier sowie einer wechselnden Zahl (fünf bis neun) von Beisitzern besteht. Die Wahl der Komiteemitglieder erfolgt durch den Brüderrat.

Für das Empfinden des Brüdervereins ist das "Führungsprinzip", das der Bibel gemäss wäre, demokratischen Gepflogenheiten entgegengesetzt. Deshalb ist das Verhältnis von Brüderrat und Komitee so geregelt, dass dem Komitee autoritäre Führungsverantwortung zukommt. Dieses ist es nämlich, das bei den Versammlungen des Brüderrates das Vorschlagsrecht hat. Die Wahl in den Brüderrat durch die lokalen Versammlungen geschieht "im Einvernehmen mit dem Komitee", wodurch das Komitee seine legislative Behörde de facto selbst bestimmt. Die Chargierung im Brüderverein muss so als selbstergänzend und höchstens scheindemokratisch bezeichnet werden.

Die Angestellten des Vereins heissen Evangelisten und sind im Gegensatz zu den Gebräuchen der meisten Freikirchen ihren Gemeinden nicht fest zugeteilt, sondern kommen rotierend zum Einsatz. Die jeweiligen Einsatzfelder der Evangelisten werden bestimmt vom Komitee.

Die regelmässigen Gottesdienste der Ortsgemeinden heissen Versammlungen. Sie werden, so vorhanden, vom Evangelisten geleitet, andernfalls von einem Aeltesten. Die Versammlungen finden in der Regel am Sonntagnachmittag statt.

Manche Versammlungen unterhalten Chöre, wobei das Mitwirken im Chor für die Mitglieder des Brüdervereins eine besondere Auszeichnung darstellt. Die Chöre gelten so als die Elite der Gemeinde.

Für die Praxis der Mitglieder des Brüdervereins sind wichtig die Konferenzen, bei welchen sich die Angehörigen des Brüdervereins begegnen.

Die Unterweisungskurse
Im Bereich Kinder- und Jugendarbeit bestehen Sonntagschule und Jugendlager. Besonders hervorzuheben sind hier die dreiwöchigen Unterweisungskurse, die im Anschluss an die obligatorische Schulzeit absolviert werden und das Ziel haben, die jungen Männer und Frauen (der Brüderverein spricht heute noch von "Jünglingen und Töchtern") zur Bekehrung und zur darauffolgenden Wiedergeburt zu führen. Hierbei kann, nach Berichten Ehemaliger, einiges an Druck aufkommen. So wird die Wiedergeburt während der Unterweisungskurse nicht selten als Befreiung erlebt weniger wegen geschwundener Sündenlast wie bei Berger, sondern weil sich damit der Druck auf den jungen Menschen erledigt hat. Abgeschlossen wird der Unterweisungskurs mit einer Feier, die nach landeskirchlichem Vorbild Konfirmation heisst, obwohl es nach bergerianischer Lehre nichts zu bestätigen gibt, und zu welcher nur diejenigen jungen Männer und Frauen zugelassen werden, die eine Wiedergeburt erlebt haben. Am Beispiel der Unterweisungskurse kann gut gezeigt werden, wie für den Brüderverein das Glaubenserleben des Gründers paradigmatisch wurde und dessen biographisches Geschehen oftmals mit dem Evangelium selbst verwechselt wird: Weil Berger Bekehrung und Wiedergeburt als terminlich klar festgelegte Ereignisse erlebte, wird dies von den Mitgliedern des Brüdervereins auch erwartet. Ueblicherweise erfolgen Bekehrung und Wiedergeburt so in den Unterweisungskursen durch ein paar Tage getrennt, sie können aber auch zusammenfallen.
Die Gesetzlichkeit
Die Gesetzlichkeit, die Auffassung des rechten Christseins als Halten von Regeln und Vorschriften aller Art, gilt gemeinhin als typisches Kennzeichen des Brüdervereins. Wie wir oben gesehen haben, ist das ursprüngliche Anliegen Bergers, die eigentliche theologische Idee des Brüdervereins, der Gesetzlichkeit aber genau entgegengesetzt. Berger erlebte in seiner Wiedergeburt die Gnade und die Heiligung als von Gott geschenkt und sich selbst damit vom Druck, sich durch rechtes Verhalten und Bekämpfung der Sünde bewähren, heiligen zu müssen, befreit. Diese von ihm biographisch erlebte Befreiung vom Ringen um rechtes Verhalten vermochte Berger nicht weiterzugeben. Berger fordert vom Wiedergeborenen "Zeichen der Wiedergeburt", und diese Zeichen bestehen im Halten von Regeln und im Vermeiden von Sünde. So hält die Gesetzlichkeit Einzug, wenn sie auch etwas anders begründet wird als in der Erweckungsbewegung, heilsentscheidend wird die Beachtung der Gesetze auch bei Berger, bei ihm sogar noch deutlicher: Denn nur wer sich an die Regeln hält, ist wiedergeboren und damit gerettet.

Bei der Ausgestaltung dessen, was für Berger und die Seinen Sünde ist, zeigt sich die Zentrierung des Brüdervereins auf die Person Fritz Bergers in äusserst krasser Weise. Berger selbst war durchweg konservativ und Neuerungen jeder Art gegenüber skeptisch. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht", dieses Sprichwort vermag Bergers Lebenshaltung treffend zu charakterisieren. In seiner Theologie hat Berger nun seine Ablehnung von Neuerungen in einen heilsgeschichtlichen Kontext gehoben, Neues wird so Sünde, und ist heilsgefährdend, da dessen Gebrauch zeigt, dass der Benutzer die Wiedergeburt nicht erlebt haben kann. So sind für Anhänger des Brüdervereins technische Neuerungen ein grundsätzliches Problem.

Was gestattet ist, das ist dasjenige, "was der Bauer kennt", also Gebräuche und Dinge, die im Emmental um die Jahrhundertwende üblich waren (abzüglich derjenigen, die damals von der Erweckungsbewegung abgelehnt wurden). So wird, durch das Akzeptieren der Gebräuche aus der Lebensumwelt und -zeit Bergers und die Ablehnung jeglicher Neuerung für den Brüderverein das Emmental der Jahrhundertwende zur klassischen Heilszeit, ja zur Lebenskultur, die ins ausgehende zwanzigste Jahrhundert übertragen wird. Ganz ähnlich wie die Amish erscheint der Brüderverein so als Gemeinschaft, der die kulturelle und technische Entwicklung zum Zeitpunkt der Gründung der Bewegung einfriert und diesen, von aussen und von der Bibel her gesehen willkürlich gewählten, Entwicklungspunkt für alle Ewigkeit festschreibt.

Regeln und Vorschriften im einzelnen
Im folgenden sollen einige der Regeln und Verbote, die im Brüderverein gelten, kurz angeführt werden:

- Die "fünf Sünden", die Berger selbst vor seiner Bekehrung gepflegt haben will, Kartenspiel, Kegeln, Fluchen, Rauchen, Lügen, sind für Mitglieder des Brüdervereins im Gefolge von Berger gänzlich ausgeschlossen.

- Das Verbot von Kartenspiel und Kegeln wird auf Spiele aller Art ausgedehnt.

- Alkoholkonsum ist verboten, dies ein Erbe des Blauen Kreuzes.

- Jegliche Beteiligung an Vereinen, Gewerkschaften und Parteien kommt nicht in Frage, mit Hinweis auf das damit einhergehende "Unter demselben Joch mit Ungläubigen Stehen". Eigenartigerweise erstreckt sich diese Interpretation aber nicht auf Arbeitsverhältnisse.

- Das Abschliessen von Versicherungen über das gesetzlich vorgeschriebene Mass hinaus gilt als mangelndes Vertrauen auf Gott.

- Die Lektüre nichttechnischer Bücher gilt als Lesen von "Romanen" als Sünde, was für Anhänger des Brüdervereins ein philologisches Studium verunmöglicht.

- Der Achtstundentag wird bei internen Arbeitsleistungen, etwa dem Bau von Vereinshäusern, abgelehnt.

- Vorehelicher Geschlechtsverkehr ist verboten.

- Verhütungsmittel werden auch in der Ehe abgelehnt. Kinder sind als Segen von Gott anzunehmen, ein Segen, der sich in Familien des Brüdervereins häufig auch reichlich einstellt.

- Der Besuch von Weihnachtsfeiern kommt nicht in Frage.

- Kinder von Mitgliedern dürfen in der Schule bei gewissen Liedern nicht mitsingen.

- Sport in jeder Form gilt als Zeichen des Weltmenschen und wird abgelehnt.

- Kino, Theater, Musikkonserven sind als sündhaft gewertet.

- Ob Diavorträge statthaft sind oder nicht, bestand lange Uneinigkeit.

- Ebenfalls war lange umstritten, ob der Einbau von Zentralheizungen sündhaft ist.

- Die Inanspruchnahme medizinischer Hilfe ist nicht grundsätzlich unmöglich, wird aber selten geübt. Anstelle medizinischer Massnahmen empfiehlt Berger das Vertrauen auf Gott und das Gebet durch die Aeltesten nach Jakobus 5.

- Zusammenarbeit mit anderen Gemeinschaften wird abgelehnt.

- Schmuck und Schminke werden verworfen.

- Für Frauen ist der Rock vorgeschrieben, da Hosen (gegen die Bibel, aber mit dem Emmental der Jahrhundertwende) als typische Männerkleidung gelten, welche zu tragen Frauen verboten ist.

- Die Rocklänge war lange in Zentimeter vorgeschrieben. Uebers Knie gehen die Röcke noch heute.

- Ihre Haare haben Frauen lang zu tragen, aber zu Zöpfen geflochten und hochgesteckt. Diese Mode des Emmentals der Jahrhundertwende versucht der Brüderverein aus der Bibel zu begründen.

- Männern ist das Tragen von Jeans nicht gestattet, mit der Begründung: "So sind auch die 'ausgewaschenen Jeans' Ausdruck einer gottlosen Weltanschauung und der Anarchie, nämlich sich gegen die Gesetze der Obrigkeit und ihre Ordnungen in jeder Form aufzulehnen". Dass die "Obrigkeit" mittlerweile selbst in der Freizeit Jeans trägt, wird wohl bald dazu führen, dass dieses Verbot anders begründet wird. Hier zeigt sich ein wesentliches Merkmal gesetzlicher Gruppierungen. Die Verbote halten durch, die Begründungen ändern sich. Dies ist darum möglich, weil die Begründungen nicht den eigentlichen Grund eines Verbotes, im vorliegenden Fall die Ablehnung alles Neuen, angeben.

Von der Zukunft des Brüdervereins
Der Brüderverein hat unmittelbar nach seiner Gründung eine starke Wachstumsphase durchgemacht, und diese Zunahme hat bis zur Spaltung 1967 angehalten, wobei die Wachstumsrate allerdings stets kleiner wurde. Seit der Spaltung vermehrt sich der Brüderverein beinahe nur noch auf biologischem Wege, durch die grosse Kinderzahl seiner Mitglieder. Dank der Kinderzahl bleibt der Brüderverein in seiner Grösse konstant, obwohl eine Mehrheit der Kinder als Erwachsene nicht mehr Teil des Brüdervereins sein will: So können aus einer Familie mit acht Kindern deren sechs abgehen, ohne dass die Grösse des Vereins darunter leidet. Gelingt es, die Hälfte der Kinder dauerhaft zu integrieren, wächst der Verein.

Zuwachs durch missionarischen Erfolg kann der Brüderverein hingegen kaum mehr verzeichnen, obwohl er nach wie vor getreu Bergers Auftrag Evangelisationswochen durchführt. Dieses Phänomen wird verschieden erklärt:

- Der Brüderverein nimmt an, dass seine Erfolglosigkeit in der Evangelisation ein Zeichen des nahen Weltendes ist. Dass der Fehler beim Verein selber liegen könnte, dies scheint ausgeschlossen.

- Der Brüderverein hatte zur Zeit seiner Gründung ein bestimmtes Segment des Publikums im Auge: Menschen, die sich im Rahmen der Erweckungsbewegung bekehrten und darauf unter ihren anhaltenden Versuchungen und Sünden litten. Derart geprägten Menschen konnte die Lehre Bergers Erleichterung verschaffen. Inzwischen wird aber in der evangelikalen Verkündigung, in welche die Erweckungsbewegung eingemündet ist, der Kampf gegen unerwünschtes Verhalten weit weniger betont als zur Zeit der Jahrhundertwende. Dem Brüderverein ist so gewissermassen sein Publikum verlorengegangen.

- Die spezielle Ausprägung der Gesetzlichkeit im Brüderverein war zu Lebzeiten Bergers attraktiv als Ablehnung alles Neuen. Mancher konservative Mensch, der angesichts neuer Entwicklungen beunruhigt war, konnte Bergers Praxis, alles beim Alten zu belassen, als befreiend erleben. Wer heute zum Brüderverein stösst, findet nicht mehr nur zu einer Gemeinschaft, die alles Neue ablehnt, sondern er muss einen Sprung zurück ins Emmental der Jahrhundertwende machen. Dies ist kaum attraktiv (es bleibt so für das werdende Mitglied eben gerade nicht alles beim alten) und noch weniger plausibel.

- Für einen Amish-Effekt, wie er sich im Moment in den USA zeigt, wo die Amish niegeahnte Zugänge von frustrierten Städtern verzeichnen, ist das Leben der Mitglieder des Brüdervereins zu wenig abgeschlossen und idyllisch. Zudem fehlt dem Brüderverein der beeindruckende Pazifismus der Amish.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dem Brüderverein zunehmend genau das zum Schaden gereicht, was Berger selbst bekämpfen wollte: die Gesetzlichkeit. Eine Rückbesinnung auf die theologische Bedeutung Bergers unter Verzicht auf alle Strukturen, Praktiken und Vorschriften, die seiner Kleinlichkeit, seinem autoritären Gebaren und seiner Unduldsamkeit entsprangen, könnte dem Brüderverein die Wende bringen. Dass der Verein einen solchen Weg beschreiten will, darauf deutet allerdings nichts hin.

Quellen:
Berger, Fritz: Von der überschwenglichen Gnade Gottes in meinem Leben, Verlag des Evangelischen Brüdervereins, Herbligen BE 1988

Evangelischer Brüderverein (Hrsg.): mein Wort behalten. 75 Jahre Evang. Brüderverein, Verlag des Evangelischen Brüdervereins, Herbligen BE 1985

diess. (Hrsg.): Eine offene Tür in Papua Neuguinea. 25 Jahre Mission des Evang. Brüdervereins, Verlag Evang. Brüderverein, Herbligen BE 1975

Güdel, Alfred: Fritz Berger und der Evangelische Brüderverein. Ein Beitrag zur Untersuchung der religiösen Strömungen im Kanton Bern seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, Verlag Peter Lang, Bern 1980

Käser, Ernst: Die Rechtfertigung des Lebens, Verlag des Evangelischen Brüdervereins, Herbligen BE 1984

Pulfer, Fritz: Darstellung des Evang. Brüdervereins. Vortrag gehalten am 28. Januar 1933 an der Evang.-theol. Fakultät der Universität Bern, unveröffentlicht

Georg Otto Schmid, 1998
Letzte Aenderung 1998, © gos 1998, Infostelle 2000
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