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  Yogaschule Heinz Grill
aus: Informationsblatt Nr. 1/1997

Heinz Grill nimmt für sich und sein "Yoga aus der Reinheit der Seele" in Anspruch, ein umfassendes, einzigartiges Werk anzubieten, welches ganz neu vor der Menschheit stehe. Die klassischen Yoga-Schulen sieht Grill als tiefe innere Wege des Geistes und der Selbstwerdung, die, obschon aus dem Osten kommend, ihrem inneren Sinn nach ins Evangelium hineinstrahlen. Er sagt: "Das Evangelium ist im innersten Geheimnis tiefes Bhakti (hingebende Gottesliebe) und tiefes Jnana (Wissen)." (S. 7). So verstandenes Evangeium ermöglicht ihm dann auch festzustellen, dass es sich bei seinem Yoga nicht um einen Synkretismus handle, der veschiedene brauchbare Elemente aus unterschiedlichen Traditionen vermischen, sondern um einen aus ganz neuen Prinzipien von ihm geschauten Weg. Allerdings sieht Grill, dass seine Schau nicht ohne Beeinflussung durch andere Ansätze geschehen ist und gibt diese auch an. Er hat Impulse erhalten von Sivananda, Sri Aurobindo und Rudolf Steiner. Wichtig ist ihm allerdings darauf hinzuweisen, dass er seine Vision nicht diesen Lehren entnommen hat: "Die Gedanken sind aus einer eigenen Quelle, aus einer unabhängigen und präzisen Individuation, aus gelebter Erfahrung entstanden". (S. 8).

Zur Eigenständigkeit der Erfahrung gehört denn auch seine Biographie, welche er aus eigener Sicht darstellt. Er sieht sich (geb. 1960) als ein Individuum, welches in einem ausgesprochen strengen, autoritären Elternhaus sich jeglichen Erziehungsversuchen seitens der Eltern widersetzte, als freien Geist, den seine Eltern nicht erziehen und in das Leben eingliedern konnte. Als extrem eigenwilliger Junge gehorchte er keiner Autorität und begab sich oft in die Berge statt zur Schule. Er schildert seine Jugendziet als geprägt von der Extrem-Kletterei ohne Seil.

Diese Eigenart wirkten sich nicht nur auf seine Erfahrung in der Familie aus. Er beschreibt auch seine soziale Stellung mit den Worten: "Unverständnis, trennende Ausgrenzungen und argwöhnische Beschuldigungen verbannten mich in meiner Jugendzeit aus der Gemeinschaft." (S. 19). So erfährt er seine Hingezogenheit zu den Bergen als Ruf aus unbekannter Höhe und entwickelt ein naturhaftes, frommes und religiösen Bewusstsein. Der Versuch, seine Extrem-Erfahrungen in der Kletterei in Buchform zu veröffentlichen, scheiterte daran, dass seine Vorstellungen über den Inhalt nicht mit dem übereinstimmten, was Verleger für verkaufbar hielten.

Für seine spirituelle Entwicklung wurde prägend, dass er Religion und Philosophie der andern stets aus Distanz bertrachtete und in seiner Fähigkeit des imaginativen Wahrnehmens auch das Element des Unterscheidens sah. So beobachtete er sowohl die Kirche als auch die Bhagwan-Jünger und sah bei beiden eine Entfremdung von der wahren Bestimmung des Lebens. Während die einen entfremdet an Traditionen festhielten, überwarfen sich die andern mit allen Werten. Darin konnte Grill nicht die Religion finden, die er suchte.

Heinz Grill erlebte sich in den Niederungen des Leben sehr ambivalent: "Mein Leben war schon immer in der Welt und doch nicht in der Welt. ... Nicht aus einem Wollen zur Familie, sondern mehr aus einem Jasagen zum Leben erfolgte die Familiengründung." (S. 27). Ebenso war die Berufswahl von dieser Persönlickkeitsstruktur her geprägt. Nach anfänglicher Arbeit als Pfleger avsolvierte er eine Heilpraktikerausbildung, die er 1986 abschloss. Die Praxis mit der Heilkunde genügte ihm allerdings nicht. Er wollte das Wissen um die Seele und das innere Beziehungsverhältnis auch lehrmässig weitergeben. So entwickelte sich eine "gewisse Nähe zu Rudolf Steiner und seiner Anthroposophie", wie er schreibt (S. 30). "Rudolf Steiner kam mir entgegen, weil sich durch ihn immer wieder eine Bestätigung, immer wieder eine vielleicht feine Korrektur oder eine gewisse innere Weisung und Auslegung ergab." (S. 32).

In der Eigenart von Steiner konnt sich Grill wiederfinden und seine Eigenart bestätigen. er konnte die Fragen nach seiner Andersartigkeit mit den Vorstellungen Steiners in Einklang sehen, dass er ein spezielles Zeugnis über die geistigen Welten der Menschheit zui vermitteln habe. Auf diesem Weg wurde die Becshäftigung mit Eurhythmie eine weitere Station, bevor er den Weg des Yogalehrers einschlug.

Dieser Weg war wiederum geprägt von der Eigenart Grills. Er fand keine Schule welche in akzeptabel Yoga lehren konnte. Er fand all die Yoga-Angebote in Deutschland in seinen innersten Empfinden eher als abstossend. Schliesslich fand er bei Vishnu Devananda, dem Leiter der Sianana-Schulen, Aufnahme. Er beschreibt seine Lehrgang zum Yoga-Lehrer mit folgenden Worten:

"Die Ausbildung dauerte nur vier Wochen lang und es waren keine weiteren Verpflichtungen damit verbunden. So ging die Reise nach Kanada hinüber zu Vishni Devananda, aber nicht als einer, der diesen Yoga übernehmen wollte, sondern als einer, der als Gast kommt und als Gast weder geht. ... Die Motivation war, das Yogaprinzip der Schule kennenzulernen, es zu erforschen, das Sanskrit im Singen zu ergründen, um schliesslich aus diesen Aspekten und Elementen eine erweiterte, verfeinerte und intergrationfähige Berufsbasis zu kreieren. ... Das Verhältnis zu den Sivananda-Zentrum war gut, bis zu jenem Zeitpunkt, als von mir begonnen wurde, Yogs zu unterrrichten und auch Yogalehrerausbildungen anzubieten." (S. 33-34). Es mag nicht erstaunen, dass bei solch kurzer Ausbildung und offene Bekenntnis, dass nur gute Impulse übernommen und verfeinert würden, die Reaktion der Yoga-Traditionen harsch ausfiel, als Grill eine eigene Yoga-Schule eröffnete.

Entsprechend seiner Persönlichkeit und seinem Verständins entwickelte Grill seine "Yoga aus der Reinheit der Seele", welcher den Uebungen des Yoga nur unterstützende und beg,eitende Funktion zuweist, während er die Person des Lehrers in den Vordergrund rückt. Er versteht den Lehrer als das Kernstück jeglicher Vermittlung. Nicht Wissen oder Uebenahme von Gedanken dürfen im Yogauntericht das Verhältnis von einem Lehrer zum Schüler bestimmen, sondern nur das unmittelbare Erfahrungsleben, welches darin besteht, dass der Schüer eine Beziehung direkt zum Lehrer aufbaut. Grill kommt zur Erkenntnis:

"... dass eine Person nun wichtiger gewertet werden musste als der Yoga. Die Beschreibung und die Dastellung von meiner Person in dem Worte 'Ich bin', 'Ich bin die Kraft selbst', 'Ich bin der Geist im Yoga' fiel mir sehr schwer. Es kostete mich, und es kostet mich bis zum heutigen Tag Ueberwindung; dies in dieser direkten, aber zutreffenden Form darzustellen. Würde dies aber nicht geschehen, so würde man einen Yoga praktizieren, der auf Technik und auf eine Alternativform beschreibt. Der Yoga würde das lebendige geistige Element nicht beinhalten, wenn die Person ausgeschlossen wird."(S. 39).

In der Folge dieser Lehre musste sich Grill natürlich mit allerlei Guru-Vorwürfen auseinandersetzen. Obschon er die Vorwürfe aus weltlichem Denken heraus versteht, steht er dazu - auch wenn es ihn grosse Ueberwindung kostet -, dass sein Leben nicht das gleich ist wie das von andern Menschen. (S. 40).

Zwar tifft seine Kritik, dass Menschen oft nur die Technik zur sofortigen Anwendung suchten, ins Schwarze. Ob allerdings seine Feststellung, dass Schüler, weil sie eine Beziehung zu ihm hatten, Seele entwickelten (S. 41), nicht doch weit übers Ziel hinausschiesst, sei zumindest als Frage in den Raum gestellt. Der Hinweis auf die Gefahren der Abhängingkeit von Formen und bestimmten Uebungen ist sicher berechtigt, müsste aber unbedingt mit dem Hinweis auf mögliche ungute Guru-Abhängigkeit ergänzt werden. Heinz Grill hingegen stellt seine Person mit einer ausgeprägten Persönlichkeits-Ueberhöhung voll in den Mittelpunkt.

"Das Denken und das Fühlen von mir ist etwas anderes als das meiner Schüler und als jenes, das allgemein in der Wissenschaft vorherrscht. es wurde mir wirklich bewusst, dass es ein Denken gibt, das ganz anders ist als das Denken, das in den normalen Bewusstseinsformen lebt. Von mir wurde Rudolf Steiner gelesen und er war von Anfang an vertraut, es war so sehr Heimat, es war das Evangelium eigentlich meiner Sprache ..." (S. 42).

Entsprechend ist Grills Verständnis der Besonderheit seiner Person dann ganz in theosophisch-anthroposophischen Denkmustern beheimatet. Er fühlt seine spezielle Art und "später wurder es mir dann bewusst, dass dieses nahe Fühlen, dieses vertraute und gleichzeitig wache, visionäre Schauen und Erkennen eigentlich nichts anderesi st, als den Astalleib oder in dem Fall sogar das Aetherische zu empfangen." (S. 43). "Die Seelenkraft des Fühlens aber kommt aus der Welt einer höheren Hierarchie, sie kommt aus dem Geistigen ..."(S. 45).

Durch Auseinandersetzungen um seine Person und Lehre innerhalb der Schülerschaft wurde die Frage nach sektiererischen Tendenzen akut. Bei allem Verständnis für einen persönlichen Lebensweg der spirituellen Suche ist doch nicht ausser acht zu lassen, dass sich frühe soziale Erfahrungen oft auch in gegenteiligen Strukturen ausprägen können: Einer, der nicht durch Autorität in den Mittelpunkt und möchte anderen mit absolutener Autorität erziehen.

Neben der Frage, ob Grill nicht fragwürdigen Guru-Tndenzen in sich vereinigt und ausübt, ist aber die Frage des weltanschaulichen Hintergruns kritisch zu betrachten. In einer Zeit, da die theosophisch geprägten Vorstellungen auf den unterschiedlichsten Ebenen wieder mit rassistischen und antisemitischen Gedanken daherkommen, ist hier spezielle Vorsicht geboten. Denn Grill ist ja nicht allein, er hat die "höhere Hierarchien" hinter oder über sich - und dies sind allemal sehr fragwürdige Autorität.

Dass diese Hinweise nicht aus der luft gegriffen sind, beweist der 21. Brief Grills an seine Schüler (Aufgaben und Inhalte zur Bewusstseinsbildung der Imagination). Darin schreibt er, dass das spirituelle Leben naturbedingt aus dem Leben ausgeschlossen werde. Da die Menschen reflektieren und projizierend dächten, könne das feinere Unterscheiden und Erschauen, das es brauche, nicht, wahrgenommen werden.

Als weitere Hauptpunkte, weshalb Menschen ein heiliges Leben nicht annehmen können, macht er den Pharisäismus aus. Die Pharisäer - meint er - hätten damals zwar die Schrift auslegen und interpretieren können, sie hätten aber den lebendigen Geist nicht mehr erfühlen können. Deshalb habe sich eine der Religion entgegengesetzte Stimmung entwickelt. Er fährt fort, indem er meint, dass das jüdische Volk eine Anlage zu extremen Bedingungen im Gemüt und im Charakter habe, und dass diese extremen Bedingungen durch die Volksseele gekennzeichnet seien.

Es sei Heinz Grill nicht unterstellt, dass er antisemitisch denkt. Aber die theosophischen Denkmuster führen doch zu sehr skurillen Ergebnissen. Wenn davon ausgegangen wird, dass eben bestimmte Bedingungen und Stufen naturgegeben seien und dies noch mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen von Völkern und ihren Seelen verknüpft wird, dann ist es nicht mehr weit bis zum Punkt, wo Lebensform, welche noch nicht die Stufen erreicht haben, ausgegrenzt oder ausgemerzt werden, während die eigene Unfähigkeit in diesem Lebensbereich höhere Entwicklungs- und Bewusstseinsstufen zu erlangen, dazu führt, sich von dieser Daseinsform zu verabschieden und anderswo seine höhere geistige Existenz zu suchen.

Literatur:
Grill Heinz, Lebensgang und Lebensauftrag für Religion und Kirche eine autobiographisches Skizze.

Soyen 1996, Verlag für Schriften v. H. Grill (ISBN 3-9804230-5-0): aus diesem Werk stammen die Zitate mit Seitenangabe.

Grill Heinz, Kirche und ihre geistiger Weltzusammenhang, Soyen 1996 (ISBN 3-9804230-3-4)

Martin Scheidegger, 1997
Letzte Aenderung 1997, © ms 1997, Infostelle 2000
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