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  Methernitha
Bericht von Pfr. Donald Hasler, theologischer Mitarbeiter des Synodalrates der evangelisch-reformierten Kirchen Bern-Jura, 1997

 

Der Bericht beruht auf insgesamt drei Begegnungen:

 

1. Besuch bei Methernitha: 15. Oktober 1996

Pfr. E. Gerber, Ortspfr. B. Weber, D. Hasler, theol. Mitarbeiter des ev.-ref. SR,

Von der Methernitha: Daniel Bosshard-von Thümen, Ursula Bosshard-von Thümen. Verena Baumann-Baumgartner, Georg Bitschnau, Edith Vögeli, Gertrud Mathys, Hein Heeb,

 

2. Besuch bei Methernitha: 25. März 1997, 14.00 - 17.30 Uhr

Donald Hasler, theol Mitarbeiter ev.-ref. SR

Von der Methernitha: Viktor Bosshard, Daniel Bosshard, Ursula Bosshard-von Th¸men, Verena Baumann, Gertrud Mathys

 

3. Besuch bei Methernitha: 14. Mai 1997, 14.00 -16.00 Uhr

Donald Hasler, theol. Mitarbeiter des ev.-ref. SR.

Von der Methernitha: Ehepaar Jäger, Paul Baumann, Verena Baumann.

Die Abschnitte des Berichtes
Grundlage der Gespräche war der Artikel von Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. 6. Auflage 1994. S. 196.

 

1. Gründung und Geschichte der Methernitha

2. Methernitha als christliche Vereinigung und Methernitha als Genossenschaft

3. Das theologische Selbstverständnis der Methernitha

4. Das Verhältnis Methernitha - Dorfbevölkerung Linden

5. Theologische Beurteilung der Methernitha

6. Methernitha und Spiritismus

7. Abschliessende Bemerkungen

1. Gründung und Geschichte der Methernitha
Die Geschichte der Methernitha, wie sie von Eggenberger im ersten Abschnitt seines Artikels beschrieben wird, entspricht laut den Aussagen der Gesprächsteilnehmer den Tatsachen. Paul Baumann hat aufgrund seiner Visionen den Weg zur Bibel gefunden. Er wollte eine Genossenschaft aufbauen, die nach christlichen Grundsätzen lebt. Die Methernitha unterhält denn auch eine Wohn- und Arbeitsgemeinschaft mit einzelnen Unternehmenszweigen in Präzisionsmechanik, Apparatebau, Blumengärtnerei und Schreinerei. Der Ertrag der Genossenschaft finanziert das gemeinsame Leben der einzelnen Mitglieder. Alle Sozialleistungen wie AHV und Pensionskasse werden von der Genossenschaft getragen. Die Mitglieder sind frei, jederzeit aus der Genossenschaft auszutreten.

Zusätzlich zu Wohn- und Verpflegungsmöglichkeiten innerhalb der Genossenschaft steht den einzelnen Mitgliedern ein Taschengeld zur Verfügung.

2. Methernitha als christliche Vereinigung und Methernitha als Genossenschaft
Die Methernitha unterscheidet in letzter Zeit auch gegen aussen klar ersichtlich zwischen Methernitha als Genossenschaft und Methernitha als christliche Vereinigung. Zur christlichen Vereinigung, dem Freundeskreis, gehören auch Menschen die nicht Mitglieder der Genossenschaft sind. Die Mitglieder der Genossenschaft wissen zwar beim Eintritt, dass die Genossenschaft auf christlichen Prinzipien aufgebaut ist, werden aber nicht verpflichtet, selber nach diesen Prinzipien zu leben. Laut Aussagen der Gebrüder Bosshard werden auch schwierige Menschen in der Genossenschaft zu tragen versucht.

Es gilt also klar zu unterscheiden zwischen Oekonomie und Theologie, zwischen Genossenschaft als Produktions- und Wirtschaftsort und der christlichen Gemeinschaft Methernitha. Das Streben, die erkannten biblischen und christlichen Prinzipien im täglichen Leben umzusetzen ist bei vielen Menschen die bei Methernitha mitmachen vorhanden, jedoch nicht bei allen und nicht bei allen im gleichen Masse.

3. Das theologische Selbstverständnis der Methernitha
Die Mitglieder der christlichen Gemeinschaft Methernitha versuchen ein Tatchristentum zu leben. Sie wollen bewusst als christlich und biblisch verankerte Prinzipien in ihrem persönlichen wie auch in ihrem gemeinschaftlichen Leben umsetzen. Das alte Dreistufenmodell von verschiedenen Vollkommenheiten, wie es Eggenberger in seinem Artikel noch aufführt, wird nicht mehr gelebt. Es war bis ca. 1980 gültig, wurde aber als überholt abgelegt.

Theologisch lässt sich kein einheitliches Bild von der Gemeinschaft gewinnen. Währenddem bei einigen Mitgliedern, die man wohl zur geistigen Leitung oder mindestens geistig massgebenden Persönlichkeiten innerhalb der christlichen Gemeinschaft Methernitha zählen darf, ein praktisches und leicht zur Mystik neigendes Christentum festzustellen ist, gibt es daneben ein sehr auf die christlichen Geboten achtender oder auch ein durchaus auf praktische Anwendung abzielender Glaube.

Es gibt im Gegensatz zu allen sektenähnlichen Gemeinschaften und Sondergruppen keine einheitliche Lehre. Der geistige Austausch über christliche und biblische Inhalte wird gepflegt. Es bestehen jedoch keine regelmässigen Zusammenkünfte. Jedes Mitglied der christlichen Gemeinschaft Methernitha soll nach eigenem Bedürfnis und nach individuellen Möglichkeiten sich über biblische, christliche Inhalte austauschen können.

Es bestehen auch keine regelmässigen Gottesdienste in der Gemeinschaft. Das Vereinshaus, welches ab und zu auch Tempel genannt wird, ist zwar ein Ort der Stille, muss jedoch eher als Sammlung von gemeinsamen Andenken der Gemeinschaft gedeutet werden. Wer will, kann sich dort aufhalten, beten, meditieren oder lesen. Das ist jedem freigestellt.

Die Methernitha behauptet nicht, die alleinseeligmachende Gemeinschaft zu sein.

Die Visionen von Paul Baumann, welche für die Gemeinschaft in der Gründerzeit (1950) noch eine gewisse Bedeutung gehabt haben, spielen in der religiösen Anschauung der heutigen Gemeinschaft keine spürbare Rolle mehr. Diese Visionen werden akzeptiert, ihnen kommen jedoch nur individuelle Bedeutung zu. Sie haben für Paul Baumann eine Bedeutung gehabt, denn ohne sie hätte er die Botschaft der Bibel nicht ernst genommen, sie haben aber für die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft höchstens noch die Bedeutung eines Ereignisses in der frühen Geschichte der Gemeinschaft. Es wird betont, dass jeder selber seine religiösen Erkenntnisse sammeln und allenfalls auch Erlebnisse machen müsse.

Die Methernitha könnte als Versuch bezeichnet werden, den biblischen Gemeinschaftsgedanken möglichst konkret ins heutige Leben umzusetzen.

Dass einige Prinzipien, die von massgebenden Mitgliedern der Gemeinschaft vertreten werden, wie z.B. der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen, von aussen als anstössig oder überheblich betrachtet werden ist nicht die Schuld der Gemeinschaft, sondern des fehlenden Verständnisses und Gesprächs miteinander.

4. Das Verhältnis Methernitha - Dorfbevölkerung Linden
Das Verhältnis zur Dorfbevölkerung von Linden war anfänglich von einer Isolation geprägt. Paul Baumann, der Gründer der Stiftung und dessen Frau kamen ursprünglich aus dem Brüderverein, was die Isolation und den Gedanken der Abgrenzung begünstigte. Die Gemeinschaft hat jedoch eine Entwicklung mitgemacht. Sie möchte aus der Phase des schiedlich-friedlichen Nebeneinanders von Dorfbevölkerung und Genossenschaft zu einem Miteinander kommen. Die Tendenz der Oeffnung ist spürbar. Die Oeffnung kann nicht als taktisches Manöver mit wirtschaftlichen Hintergedanken betrachtet werden. Es gab in der Methernitha in früheren Zeiten wirtschaftlich gesehen wesentlich schwierigere Zeiten. Die Bestrebungen zur Oeffnung kamen von der Gemeinschaft her, um den Kontakt zur Dorfbevölkerung zu verbessern

Es ist immer schwierig in einem relativ kleinen Dorf eine Art Fremdkörper wie eine Gemeinschaft aufzunehmen. Es entstehen erfahrungsgemäss sofort Gerüchte. Eine Gemeinschaft wie die Methernitha, die bewusst ein nach strengen Prinzipien gestaltetes Leben verwirklichen möchte, wird in den Augen einer Dorfbevölkerung sehr oft als "pharisäerhaft" empfunden. Aus diesem Gefühl und dem Empfinden, dass es sich bei Methernitha um einen Fremdkörper im Dorf handle, wird dann der Vorwurf, sie sei eine Sekte, gemacht.

5. Theologische Beurteilung der Methernitha
Wir haben das theologische Selbstverständnis der Gemeinschaft Methernitha oben dargelegt. Etwas anderes ist die Beurteilung vom Standpunkt evangelischer Theologie aus.

Die Einflüsse des Brüdervereins, in dessen Kreisen der Gründer Paul Baumann aufgewachsen ist, sind deutlich spürbar. Es wird zwar betont, dass jeder seine eigene Spiritualität leben müsse, aber es gilt trotzdem als erstrebenswert, möglichst das ganze Gesetz Gottes einzuhalten. Herr Baumann und Herr Daniel Bosshard haben im Gespräch selber betont, wie sie früher noch nicht in der Lage gewesen seien, alles einzuhalten, heute, nach einer langen Entwicklungszeit gehe alles schon besser. Von der allumfassenden Liebe Gottes, von der Gnade, die dem Menschen ohne Verdienst geschenkt wird, ist in der Methernitha wenig zu spüren. Paul Baumann spricht oft von dem Gesetz Gottes und wie wichtig es sei, dieses Gesetz einzuhalten. Das führt bestimmt dazu, dass Religiosität in der Methernitha eher gesetzlich verstanden und gelebt wird.

Etwas eigenartig mutet auch das Fernsehübertragungssystem an. Die Programme werden von einem Leiter zusammengestellt und ausgewählt. Es fragt sich, ob hier nicht die Grenze zur Zensur überschritten wird. Die Begründung, für dieses Uebertragungssystem ist für die Methernitha einfach: Damit brauchen sie nur eine Antenne zu finanzieren.

Es stehen im Hause der Gemeinschaft allerdings verschiedene Tageszeitungen zur Verfügung und jeder ist frei, im Dorf die Zeitungen zu kaufen, welche ihm genehm sind.

Die Gemeinschaft Methernitha ist jedoch nicht als Sekte oder Sondergruppe zu betrachten. Ihr fehlen die drei wesentlichen Merkmale einer Sondergruppe (Offenbarungsquelle neben der Heiligen Schrift, Totalitäre Struktur, Ausschliesslichkeitsanspruch). Sie stützt sich kaum auf ausserbiblische Offenbarungsquellen. Die Visionen von Paul Baumann spielen für die Gemeinschaft keine massgebende Rolle mehr. Sie hat zur Zeit keine totalitäre Grundstruktur, was sie in ihrer Gründerzeit wohl aufwies. Sie erhebt keinen Ausschliesslichkeitsanspruch in der Art der Zeugen Jehovas, d.h. sie akzeptiert auch die Art anderer Glaubensrichtungen und Kirchen.

6. Methernitha und Spiritismus
Oft wird gegen die Methernitha der Vorwurf des Spiritismus erhoben, indem auf die Visionen von Paul Baumann und die zwei jungen Frauen, die an einem abgeschiedenen Ort meditieren, hingewiesen wird. Die Meditationen der zwei jungen Frauen in Adelboden sind nicht ganz durchsichtig und die Vorführung der Inhalte dieser Meditationen im Tempel, wobei die beiden Frauen in besonderen Kleidern auftreten, muten gewiss sonderbar an. Allerdings ist der Inhalt der Meditationen meines Erachtens eher mit einer interpretierenden Auslegung der Bibel zu vergleichen als mit Spiritismus. Spiritismus ist eine ganz bestimmte Technik, Kontakte mit dem Jenseits aufzunehmen. Diese Technik wird in der Methernitha nicht nachweislich praktiziert. Die Offenbarungen von Paul Baumann sind zwar eigentümlich und nicht genau definierbar. Man darf allerdings hier fragen: Wie steht es mit den Visionen eines Niklaus von Flüe, einer Fatima und ähnlichen Symptomen? Solche Visionen sind gewiss aussergewöhnlich und müssen vorsichtig geprüft werden, können aber auch von einem evangelischen Verständnis nicht von vornherein ausgeschlossen werden.
7. Abschliessende Bemerkung:
Der Kirchgemeinderat Linden ist mit dem Aufnahmegesuch von einzelnen Mitgliedern der Methernitha konfrontiert. Es geht also darum, allenfalls die einzelnen Menschen in die Landeskirche aufzunehmen, nicht etwa die Gemeinschaft Methernitha. Zwischen Gemeinschaft und den Aufnahmegesuchen einzelner Mitglieder sollte meines Erachtens gut unterschieden werden. Ich würde dem Kirchgemeinderat sicher abraten, die Methernitha als Gemeinschaft in die Landeskirche aufzunehmen. Es wäre in jedem Fall problematisch eine Gemeinschaft als Ganzes aufzunehmen. Gegen die Aufnahme der einzelnen Mitglieder spricht allerdings nichts, wenn sie nach vorangegangener Unterweisung im evangelisch-reformierten Glauben weiterhin bereit sind der Ev.-ref. Landeskirche beizutreten.

Es wäre sogar möglich, durch den vertiefenden Kontakt mit einzelnen Mitgliedern der Methernitha eine grössere Vertrauensbasis zu schaffen und die zum Teil noch bestehenden Fronten zwischen Methernitha und Dorfbevölkerung aufzuweichen. Die Methernitha wird ohnehin im Dorfe bleiben. Ein Dialog zwischen einzelnen Mitgliedern der Methernintha und der Dorfbevölkerung würde bestimmt Misstrauen und Vorurteile abbauen helfen und könnte ein erster Schritt auf einem gemeinsamen Weg sein.

Ich empfehle dem Kirchgemeinderat das folgende Vorgehen: Den Mitgliedern der Methernitha ist über den Zeitraum von ca. einem Jahr eine christliche Unterweisung zukommen zu lassen, die sie in den evangelischen Glauben einführt und ihnen zeigt, dass sich aus der Gnade Gottes die Dankbarkeit und dadurch das Halten des Gesetzes ergibt. Der Unterricht müsste den antragstellenden Mitgliedern der Methernitha auch klar machen, dass das Christentum keine Leistungs- und Verdienstreligion ist, in der jemand durch eigene Anstrengung und allfällige Offenbarungen einen geistlich höhere Zustand erreichen könnte. Angenommmen und gerettet sind wir allein durch die Gnade Gottes, wie sie uns in Jesus Christus geschenkt und offenbart worden ist.

Wenn die antragstellenden Mitglieder der Methernitha dem Inhalt der Unterweisung zustimmen und weiterhin willens sind der Kirche beizutreten, könnten sie im Rahmen eines Gottesdienstes in die Kirche aufgenommen werden.

Donald Hasler, 11.05.98
Letzte Aenderung 1998, © dh 1998, Infostelle 2000
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