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  Mun Mun-Bewegung, ehemals: Vereinigungskirche
  Uebersicht
  Wenn die Wahre Familie in die Jahre kommt...
Ein Besuch bei der Mun-Bewegung in Wien
Es war nicht ganz leicht, mit Mag. Harold Janusch*, bis 1998 Sprecher der Mun-Bewegung in Wien, in Kontakt zu treten und mit ihm ein Gespräch zu vereinbaren. Der Mann ist terminlich äusserst ausgelastet. Er erschien dann auch durch stundenlange nächtliche Lektüre unserer Website sichtlich übermüdet, in Begleitung des frischer wirkenden Herrn Haider, des geistlichen Leiters der Mun-Bewegung in Oesterreich. Der Einstieg ins Gespräch gestaltete sich knifflig da Herr Janusch durch die Lektüre eines Artikels über die Mun-Bewegung, welcher ans Lesevergnügen Konzessionen macht durch ein paar Flapsigkeiten, die aus Sicht eines Anhängers der Mun-Bewegung natürlich nicht angebracht sind, erzürnt war. Nachdem dieser Punkt als persönlicher Stil des Autors ausgeräumt werden konnte, ermöglichten uns die Herren einen Einblick in ihre Erfahrungen und ihre Sicht der Mun-Bewegung. Am folgenden Sonntag besuchten wir eine "Familienfeierstunde" - so heissen die Gottesdienste der "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung", die vor rund zwei Jahren die Nachfolge der Vereinigungskirche als organisatorischem Kernbau der Mun-Bewegung angetreten hat. Im Anschluss an den Gottesdienst war der Gemeindeleiter, Herr Peter Wressnigg, noch zu persönlichen Auskünften bereit. Im folgenden sollen unsere Eindrücke, wo nötig durch kommentierende Angaben ergänzt, wiedergegeben werden.

(* Harold Janusch hat inzwischen keine Kaderfunktion in der Munbewegung mehr inne und empfindet die Tatsache, dass sein Name in diesem Artikel mittels Suchmaschinen aufgefunden werden konnte, als Belastung seiner heutigen Tätigkeit. Deshalb wurde der Name verändert.)

Kindersperre statt Katakombe
Der Gottesdienstraum der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung wird an der Seidengasse 28 durch eine Messingtafel angezeigt, die immer noch die "Vereinigungskirche" aufführt und deren schon recht abgeblätterte Farbe belegt, dass das Schild schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Wenn der Prediger des heutigen Sonntages, Peter Wressnigg, später darauf hinweisen wird, dass eine Beschilderung der Versammlungsräume der Mun-Bewegung angesichts von deren Verfolgung in Oesterreich früher undenkbar gewesen wäre, dann verdeutlicht der Erhaltungszustand der Tafel, dass es sich hierbei um Jugenderinnerungen des Mittvierzigers handeln muss. Ein Katakombengefühl kann allenfalls aufkommen, wenn die Passage zum Hinterhof durchschritten und die enge Treppe zum Gottesdienstraum im ersten Stock hinaufgestiegen wird. Oben empfängt den Besucher ein ausfahrbares Kindergitter, das weniger auf die landläufige "Kann man denn da wieder aussteigen"-Frage antwortet, als vielmehr betont, dass hier eine Jugendreligion ganz offensichtlich in die Jahre gekommen ist. Kinderspielecke und deutlich hörbare Kinderbetreuung während des Gottesdienstes sowie das gediegene Interieur mit Deckenbeleuchtung in der Gestalt des Symbols der Mun-Bewegung unterstreichen diesen Eindruck. Die Fundraiser-Generation der Siebziger- und Achzigerjahre bringt heute eher körperliche als geistliche Kinder hervor.
Demobilisierung der Evangelisation
Peter Wressnigg bestätigt denn auch, dass der Umstand, dass eigentlich alle Mitglieder seiner Gemeinde Familien begründet haben, das Schwergewicht der "Evangelisation" ins private Umfeld verlegt hat. Familienväter und -mütter werben in Arbeitspausen, in der Wachküche und am Gartenzaun, für mobile Einsatzteams mit 14-Stundentag sind sie nicht mehr zu haben. Die Werbung der Mun-Bewegung hat sich damit den freikirchlichen Gepflogenheiten angenähert: Die Freundesevangelisation löst die Strasseneinsätze ab. Dass unter dieser Umstellung die Effizienz der Evangelisation nachgelassen hat, räumt Peter Wressnigg ein: Die Gemeinde ist in den letzten Jahren geschrumpft. Biologische Zugänge können die früheren Gewinne durch Mission offenbar nicht wettmachen.
Die Familie: das Heilsinstrument
Ob die Umgestaltung der Mun-Bewegung vom Musterbeispiel der Jugendsekte zur Familienreligion durch die Bedeutung der Familie in der Lehre Muns bedingt ist oder diese Betonung der Familie in Muns Weltbild erst aus einer altersbedingten Notwendigkeit dieser Umstellung erfolgt, kann nicht entschieden werden. Wohl greift beides ineinander. Zur Zeit sind die Munies aber zweifellos diejenige religiöse Bewegung, bei welcher die Familie den zentralsten Stellenwert einnimmt. Wenn Peter Wressnigg in seiner Predigt darauf hinweist, dass keine andere Religion die Familie so wichtig nimmt wie die Mun-Bewegung, dann ist ihm in diesem Punkt nur zuzustimmen. Das Heil, das sich derjenige wünscht, der sich der Mun-Bewegung anschliesst - sei dies nun das Heil für die Welt, wie es sich Mag. Harold Janusch ersehnt hat, das Seelenheil, nach welchem Herr Haider aufgrund seiner konservativ-katholischen Prägung suchte, oder das Heil eines zwischen Glaube und Wissenschaft spannungsfreien Weltbildes, wie es Peter Wressniggs Traum war, das Heil kommt bei Mun durch die Familie. Indem der Mensch Familien gründet, wird die Welt "wiederhergestellt". Der Mann braucht die Ergänzung durch seine Ehefrau und umgekehrt, und das Zusammenkommen dieser Polarität Mann-Frau findet seine fruchtbare Wirkung in den Kindern. Die wiederhergestellten Familien sind die Keimzellen der neuen, friedlichen und moralischen Welt, die dann Realität sein wird, wenn alle Menschen in wiederhergestellten Familien leben. Ausserhalb der Familie gibt es für die Mun-Bewegung kein Heil.
Wahre und falsche Familien
Das genealogische Denken der Mun-Bewegung bleibt aber nicht bei der Familie stehen. Irgendwie eine Familie zu gründen, macht nach der Lehre Muns noch keinen Sinn. Die Familie muss in der richtigen, der wiederhergestellten Sippe eingebunden sein, oder, wie es Muns Lehre sagt, in der göttlichen Blutlinie stehen. Es geht also um Genetik, um Vererbung. Das Problem der Menschheit ist nämlich ein genetisches. Nach Meinung Muns hat Eva im Paradies mit Satan Sex gehabt, wodurch die Menschen ganz konkret satanisches Erbe in sich tragen würden (diese Idee vom Geschlechtsverkehr zwischen Eva und der Schlange ist im Christentum immer wieder mal aufgetaucht, wegen der sexuellen Symbolik der Schlange liegt diese Interpretation auch nicht ganz fern. Sie widerspricht aber dem Wortlaut des Alten Testaments). Dieser satanischen Blutlinie setzte Gott durch den Messias Mun eine göttliche Blutlinie entgegen. Durch das Blessing, die sog. "Massenhochzeit", findet der einzelne Mensch nicht nur seinen ihn ergänzenden Partner, sondern wird von Mun adoptiert. Er wechselt damit von der satanischen in die göttliche Blutlinie und ist somit "wiederhergestellt".
Verbeugung vor den Wahren Eltern
Der Messias San Myung Mun und seine Frau, offiziell zum Mit-Messias eingesetzt, sind in diesem Glaubenssystem die Stammeltern der neuen Menschen, die "Wahren Eltern", wie die Munies sie nennen, und die Keimzelle der neuen, besseren Welt. Dass den Wahren Eltern Verehrung entgegengebracht wird, ist selbstverständlich. Jeder, der den Gottesdienstraum betritt, verbeugt sich vor zwei leeren Sesseln, die auf dem Podium vorne im Saal stehen, je mit einem weissen Kissen dekoriert und mit einem Tischchen mit Kerze ausgestattet. Auf den Sesseln sitzen, geistig, die Wahren Eltern. Die Verbeugung vor ihnen wiederholt jeder, der zwecks Wortmeldung an die Anwesenden ans Rednerpult tritt.
Der Messias - ein "richtiger Bauer"
Alle unsere Gesprächspartner betonen, dass der Messias San Myung Mun nur nach seiner Funktion als Messias bedeutsam ist, nicht als Mensch San Myung Mun. Auf einer menschlichen Ebene ist Mun, die Gesprächspartner deuten es mit unterschiedlicher Offenheit an, kein sympathischer und gewinnender Mann. Die erste Begegnung mit Mun war bei unseren Gesprächspartnern deshalb auch von einer deutlichen Zwiespältigkeit. Erfurcht vor dem Messias vermengte sich mit einer wenn auch nicht so formulierten Abneigung gegenüber seinem Auftreten. Peter Wressnigg drückte es am deutlichsten aus: Mun stamme aus einer Bauernfamilie, und sei darum "ein richtiger Bauer", zupackend, so die günstige Seite dieser Wesensart, aber auch hemdsärmelig in seinem Umgang. (Heiner Handschin von der Genfer Sektion der Mun-Bewegung berichtete vor ein paar Jahren von Wutanfällen Muns bei Mitarbeitersitzungen, die ihn, Handschin, doch irritiert hätten). Ein Messias mit rauhen Sitten, offensichtlich. Die strikte Trennung von Mensch und Mission macht diese Spannung für die Anhänger der Mun-Bewegung erträglich.
Ein Messias auf Abwegen?
Werden diese gewöhnungsbedürftigen Charakterzüge Muns von Angehörigen der Mun-Bewegung durchaus eingeräumt, reagieren sie hingegen eher gereizt bis beleidigt, wenn von Kritikerseite auf Berichte hingewiesen wird, die beinhalten, dass auch das Tun und Lassen Muns teilweise wenig messianisch gewesen sei. Mun sei in Nordkorea seinerzeit wegen Polygamie eingesessen, wird da berichtet, oder dass Mun die ersten Anhängerinnen durch Geschlechtsverkehr von der satanischen in die göttliche Blutlinie herübergenommen habe. Alles Verleumdungen der Kirchen in Korea, die den Anspruch Muns, Messias zu sein, mit dieser Schmutzpropaganda bekämpfen zu müssen glaubten, meint Peter Wressnigg dazu. Und Herr Haider sagt, dass er eigentlich gar keine Lust mehr habe, sich mit diesen erfundenen Geschichten auseinanderzusetzen. Für die Munies ist klar, dass an diesen Stories nichts dran ist. Ganz so beleglos, wie die Anhänger der Mun-Bewegung behaupten, kommen die Kritiker in diesem Zusammenhang aber nicht daher, und diese Tatsache stellt sich bei sog. "Befreiungsgesprächen" immer wieder als für die "Befreier" nützlich heraus. Muns möglicherweise nicht ganz lupenrein den eigenen moralischen Ansprüchen folgendes Verhalten in der Vergangenheit fügt seiner eigenen Bewegung auf diese Weise jedenfalls erheblichen Schaden zu.
Die Verfolgung: verklärte Gründerzeit?
Kommt die Rede auf "Befreiungsgespräche", ist für Anhänger der Mun-Bewegung schnell auch die Frage der Verfolgung auf dem Tisch. Herr Haider berichtet, wie gleich nach seinem beginnenden Interesse für die Mun-Bewegung "massive Verfolgung" eingesetzt habe, bestehend aus besorgten Verwandten und Bekannten. Peter Wressnigg meint, früher wäre eine öffentliche Anzeige der Versammlungsorte der Munies undenkbar gewesen, einmal sei eine Veranstaltung sogar polizeilich aufgelöst worden. Heute belegen Beschilderung und Publikation der Versammlungsorte im Internet klar, dass diese Zeiten vorbei sind. Munies können ihre Gottesdienste gänzlich ungestört abhalten, in Räumen, die sie allerdings nicht mal zur Hälfte füllen (an anderen Sonntagen sei der Publikumsaufmarsch besser, meint Wressnigg dazu). Hat der Schreibende sich verhört, als er aus der Darstellung der Verfolgungszeit durch Peter Wressnigg auch eine gewisse Wehmut heraushörte? Verfolgung schweisst zusammen, Legalität macht lasch. Der grosse Eifer für die Sache Muns war im Rahmen unseres Besuches nur bei Einzelnen zu spüren. Zu Katakombenzeiten mag das anders gewesen sein.

Wen wunderts, dass da die Verfolgung im Rahmen der Predigt etwas aufgefrischt wird? Allerdings ist es nicht gerade viel, was sich da heute tut. Peter Wressnigg berichtet davon, dass die Lehrerin seiner Tochter ihren Schülern das Fernbleiben einer Zeugin Jehovas vom Religionsunterricht begründet habe mit den Worten "Sie hat halt einen anderen Gott". Die unglückliche Wortwahl einer einzelnen Lehrerin als Beleg für eine Verfolgungssituation?

FPOe-Regierungsbeteiligung als Dolchstoss für die Sektenpolitik?
Andererseits kann Peter Wressnigg triumphierend feststellen, dass seiner Meinung nach eine Fortsetzung der Sektenpolitik, die Oesterreich in den letzten Jahren entwickelte, unter der OeVP-FPOe-Koalition nicht mehr möglich sei. Die Regierung sei jetzt unter internationaler Beobachtung (wozu Wressnigg seine Hände zum Feldstecher formt), und wenn da Diskriminierung religiöser Gemeinschaften festgestellt würde, führte dies unmittelbar zu Sanktionen. Insofern sei die neuere Entwicklung für die Mun-Bewegung ein Glücksfall (Wressnigg streckt den Daumen seiner rechten Hand nach oben). Wressnigg wird möglicherweise insofern Recht behalten, als dass die Scientology diesen Zusammenhang ausnutzen könnte (und in den USA mit dieser Argumentation vielleicht tatsächlich Teile der Oeffentlichkeit zu überzeugen vermöchte).
Der Weg zu Mun
Bei unseren Gesprächspartnern interessierte uns vor allem die Frage, wie ihr persönlicher Weg in die Mun-Bewegung ausgesehen hat. Auf welche Fragen erhielten sie Antwort? Was ist für sie das Faszinierende an der Mun-Bewegung?

Herr Haider berichtete uns von seiner konservativ-katholischen Jugend als Sohn eines Messmers und als Absolvent einer Klosterschule und von seinem Ringen um ein Angenommen-Sein durch Gott. Eine Berufung zum Priester, die von ihm eigentlich erwartet wurde, schlug er aus. Gebet und Fasten, ein Ringen um die Gnade Gottes, begleiteten ihn aber weiter. Bei der Mun-Bewegung mit ihrer Lehre von der Einordnung in eine gottliche Linie fand er das Angenommen-Sein, das er suchte. (Die Lehren der Mun-Bewegung lassen allerdings fragen, ob der Faktor Stress aus dem Glaubensleben Herrn Haiders mit dem Uebertritt zur Mun-Bewegung wirklich ganz verschwunden ist: geht es doch darum, auch seine Vorfahren quasi stellvertretend wiederherzustellen und - neuerdings - Seelen von Toten abzuschlagen, die einem am Körper haften. Es gibt also auch nach der eigenen Wiederherstellung durch das Blessing noch viel zu tun. Inhaltlich sind diese Lehren vom koreanischen Ahnenglauben stark geprägt).

Mag. Harold Janusch meint demgegenüber, dass ihn als Menschen, der aus einem wenig religiösen Milieu stammt, die religiöse Seite der Mun-Bewegung weniger interessiert. Als Friedensaktivist engagierte er sich für eine bessere Welt, und erfuhr dabei natürlich mancherlei Frustrationen. Bei Mun entdeckte Janusch ein funktionierendes Konzept für einen dauerhaften Weltfrieden: Wenn dereinst alle Menschen wiederhergestellt sind, wird Friede herrschen. Politische und Friedensthemen beschäftigen Herrn Janusch deshalb auch als Munie am meisten.

Peter Wressnigg berichtet von seinem Studium als Elektroingenieur, das ihn in die Spannung von Naturwissenschaft und Glaube führte. Bei Mun begegnete Wressnigg einem Glauben, der quasi mathematisch von einigen Grundvoraussetzungen abgeleitet ist. Naturwissenschaft und Glaube scheinen Wressnigg auf der Basis der Lehre Muns vereinbar zu sein.

Das Blessing - das entscheidende Ereignis
Alle drei Gesprächspartner betonten die Wichtigkeit, die das Blessing, ihre "Massenhochzeit", für sie hatte. Durch das Blessing wechselt der Mensch in die göttliche Blutlinie und wird "wiederhergestellt". Das Blessing ist das heilswendende Ereignis. Für das weitere Leben hat allerdings das zweite Element des Blessings, die Heirat, entscheidendere Konsequenzen.

Alle drei Gesprächspartner liessen sich "matchen", das heisst, sie liessen sich von Mun eine Partnerin zuweisen. Peter Wressnigg begründet diese Entscheidung so, dass in seinem Bekanntenkreis 99% der Paare wieder geschieden wurden, dass also eine selbständige Partnersuche offensichtlich nicht zu einer lebenslangen Ehe führe. Notwendig ist das "matching" fürs Blessing aber nicht. Man kann sich auch mit einem selbstgewählten Partner blessen lassen (was heute mit einer Quote von rund 80% bei weitem der häufigere Fall sei, wie Harold Janusch meint).

Für Janusch und Haider ist die Bereitschaft, sich "matchen" zu lassen, ein Zeichen besonderer Hingabe, Peter Wressnigg betont demgegenüber die dafür nötige Abenteuerlust.

Wressnigg gibt denn auch unumwunden zu, dass viele gematchte Paare sich zu Beginn nur schlecht vertragen, von Gefühlen für einander ganz zu schweigen. Hier brauche es Durchhaltevermögen, und dann könne eine wunderbare Ehe entstehen. Wressnigg selbst erlebte mit seiner Ehefrau, einer Japanerin - Mun bevorzugt zumeist gemischtrassige Ehen, um die Einheit der Menschheit zu betonen - Liebe auf den ersten Blick. Und nach den üblichen Konflikten dürfe er nun eine wunderbare Ehe erleben.

Harold Janusch, der mit einer Türkin gematcht wurde, hebt ebenfalls sein Glück in der Ehe hervor. Herr Haider äussert sich zu diesem Thema nicht.

Von Fehlern, Strategien und internen Spannungen
Im Moment ist viel vom Wandel in der Mun-Bewegung die Rede. Manche Experten weisen auf die Bedeutung der Familie hin und auf die Verkirchlichung der Mun-Bewegung und nehmen an, dass die sektenhafte Dynamik zurückgegangen ist. Andere weisen darauf hin, dass die Jugendorganisation der Munies, die CARP, auf deren Konto die aus Erfahrungsberichten bekannten wenig fairen Anwerbemethoden in der Vergangenheit gingen, immer noch aktiv ist, und gehen deshalb davon aus, dass die Munies so sektenhaft und manipulativ wie bis anhin dastehen, nun einfach ergänzt durch eine Sektion für ältere Semester, wos natürlich nicht mehr so hart zur Sache geht.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang dünkt mich die Stellungnahme unserer Gesprächspartner zu diesem Thema: Peter Wressnigg räumt ein Zurückgehen der Evangelisation ein, was bedeuten würde, dass die missionarische Dynamik etwas gebrochen ist. Harold Janusch und Herr Haider betonen, dass heute alle Veranstaltungen der Mun-Bewegung als solche ausgewiesen werden, dass also keine verdeckte Werbung mehr stattfindet. Die manipulativen Methoden, die insbesondere aus Camps in den USA bekannt sind, werden aber verschieden gedeutet. Herr Haider nimmt sie in Schutz als durch Gruppendynamik erzeugt. (Eine ähnliche Deutung trug vor ein paar Jahren schon Heiner Handschin vor: in der kalifornischen Sektion, der "Oakland Family", herrsche eben ein so starker Teamgeist, wie er von Football-Manschaften bekannt sei. Und dieser Teamgeist habe zu manchen Uebertreibungen geführt. Er selbst, Heiner Handschin, würde nie so vorgehen).

Nur Mag. Harold Janusch ist aber bereit, diese vielkritisierten Methoden als Fehler der Mun-Bewegung selbst zu bezeichnen und zu fordern, dass die Mun-Bewegung dies auch gegen aussen zugibt. Janusch räumt ein, dass er mit dieser Forderung allein dasteht. Herr Haider widerspricht nicht.

Vielfach wird aber betont, dass es innerhalb der Munbewegung zwischen dem zahlenmässig überlegenen koreanischen und dem westlichen Teil kriselt. Möglicherweise wird diese Entwicklung von der Tatsache, dass Mun doch schon 80jährig ist, mit ausgelöst. Zeichnen sich hier Spannungen ab, die beim Tode des Messias zur Zerreisprobe für die Bewegung werden könnten?

Zusammenfassend ist der Schreibende geneigt, beiden Kritiker-Perspektiven ihr Recht zu geben. Ansätze zur Selbstkritik sind zwar da, aber noch ganz schüttere Pflänzchen (die von jeder zweiten Gemeinschaft benutzte "Das waren Fehler Einzelner"-Auskunft bedeutet hingegen wenig bis gar nichts). Verschiedene Ansichten sind im Gespräch mit Aussenstehenden bis zu einem gewissen Grad möglich, die Sprache macht einen wenig vereinheitlichten Eindruck. Der missionarische Drive ist im Vergleich etwa zur Gemeinde Jesu Christi Wien eher kärglich. Es gibt folglich Hinweise auf Wandlung, Mässigung und "Verkirchlichung". Eine wirkliche Abrechnung mit den manipulativen Methoden der Vergangenheit steht aber noch aus. Und erst eine solche wird belegen, dass diese Methoden, wie vielfach versichert, tatsächlich nicht mehr angewendet werden.

Georg Otto Schmid, 2000
Letzte Aenderung 2000, © gos 2000, Infostelle 2000
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