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  Die Gemeinschaft der Namenlosen
Vorbemerkungen
Ich lernte die Gemeinschaft der Namenlosen als Kind und Jugendlicher kennen. Ich war oft bei einer Tante in den Ferien, die dieser Gemeinschaft angehörte. Sie hatte oft Predigerinnen und Prediger bei sich zu Hause, die sie verköstigte und die sich bei ihr erholten. Ich wurde verschiedentlich auch in die Versammlungen mitgenommen. Einmal nahm ich auch an einer Konferenz in Wahlendorf teil. Die Tante hat mir oft ein ihr wichtiges Anliegen ans Herz gelegt: "Du darfst alles werden, nur nicht Pfarrer!" In diesem Punkt habe ich die Tante enttäuscht. Ich bin aber dennoch mit ihr in Verbindung geblieben. Kürzlich fand ihre Beerdigung statt, an der ich nach langem wieder einmal in Kontakt mit den Namenlosen kam, weil sie die Abdankung hielten.
Versuch einer Beschreibung der Gemeinschaft
Die Namenlosen sind eine Gemeinschaft ohne feste Organisation. Sie pflegen jedoch ein persönliches Beziehungsnetz über Kantons- und Landesgrenzen hinweg.

Sie wollen bewusst keinen Namen tragen. Sie sind einfach Christen, die wahren Christen, weil sie "ganz nach der Bibel gehen." Sie unterhalten keine Beziehungen zu andern Gemeinschaften, auch nicht zur Evangelischen Allianz. Sie allein sind "auf dem Weg." Wer sich ihnen anschliesst, kommt "in die Wahrheit."

Eine zentrale Bibelstelle für sie ist die Aussendungsrede Jesu (Matthäus 10, Markus 6). Hier wird für alle Zeiten die Anweisung gegeben, wie das Evangelium verkündet werden muss. Die Boten müssen "arm und heimatlos" sein. Das heisst: Sie tun ihre Arbeit nicht für einen Lohn wie etwa die landeskirchlichen Pfarrer. Praktisch heisst das, dass die Boten, die "in der Arbeit" stehen, eine Zeitlang in einem bestimmten Gebiet wirken und dann wieder in ein anderes Gebiet versetzt werden. Da leben sie bei Angehörigen der Gemeinschaft oder mieten eine Wohnung. Für ihr Leben kommt die Gemeinde mit persönlichen Gaben auf. Es sind stets zwei Boten beieinander, denn Jesus hat je "zwei und zwei" (Markus 6,7) ausgeschickt. Die Versammlungen finden einmal an einem Abend während der Woche und am Sonntagmorgen statt. Sie bestehen aus einem freien Gebet, an dem sich alle beteiligen und das auf den Knien durchgeführt wird. Dann legen die Mitglieder "Zeugnis" ab. Sie berichten, was ihnen beim Lesen der Bibel aufgegangen ist. Wiederholt wird berichtet, wie sie "in die Wahrheit" gekommen sind. Die Versammlungen finden in Häusern statt (Apostelgeschichte 2.46) d.h. in der Wohnung eines Mitgliedes.

Am Sonntag schliesst die Versammlung mit einem Abendmahl. Nichtmitglieder erhalten es nicht. Die Versammlung wird jeweils von einem Aeltesten, der am Ort wohnt, geleitet. Wenn ein Bote anwesend ist, hat er die Leitung. In der Versammlung wird auch gesungen und dies aus einem eigenen Gesangbuch. Neben den männlichen Boten gibt es auch weibliche Predigerinnen, die in "die Arbeit" gerufen worden sind. Frauen können diese Aufgabe übernehmen, weil in der Schrift zu lesen ist, dass die Töchter des Philippus weissagten (Apostelgeschichte 21,9). Männliche und weibliche Boten sind meistens unverheiratet.

Gegen aussen wirken die Boten dadurch, dass sie Lokale mieten und biblische Vorträge ausschreiben. Sie versuchen oft auch in Kirchgemeindehäuser hineinzukommen. Haben sie jedoch Mitglieder gewonnen, müssen dieser zur Kirche austreten.

Die Namenlosen üben die Grosstaufe. Als Kinder Getaufte werden wiedergetauft. Jährlich finden sogenannte Konferenzen statt, die mehrere Tage dauern und an denen möglichst alle Mitglieder teilnehmen sollten. Orte dafür sind Wahlendorf bei Bern (Familie Hegg) und Stilli bei Brugg.

Die Frömmigkeit ist sehr streng und ernst. Es wird darauf geachtet, dass sich Frauen anständig und sittsam kleiden. Früher waren sogar kurze Aermel verpönt. Auf Radio und Fernsehen sollte verzichtet werden, denn man hat doch an der Versammlung genug.

Aus der Nähe gesehen sind aber auch die Namenlosen nur Menschen, die ihre Schwächen haben und nicht so perfekt sind, wie sie zu sein vorgeben. Sektenhaft ist ihre Auffassung, sie allein seien "in der Wahrheit" und "auf dem Weg." Darum kann es keine Gemeinschaft mit andern christlichen Gruppen geben.

Hugo Rellstab, 2000, 2004
Letzte Aenderung 2004, © hr 2000, Infostelle 2000
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