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  Neutestamentliche Gemeinden (NTG)
Apostolischer Dienst von Robert Ewing und Daniel Moser
Geschichte der Neutestamentlichen Gemeinden
Die NTG ist aus einer Studienbibelgruppe der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) in Bern herausgewachsen, die in den Siebziger Jahren eine charismatische Theologie übernahm und in Kontakt zu Robert Ewing aus Waco/Texas trat. Dessen Vorstellungen über den rechten Gemeindeaufbau und dessen besondere Lehren über die Zweiteilung der Christenheit in der Ewigkeit übernahm die Studiengruppe. Da die speziellen Lehren Ewings in der Schweiz von keiner bestehenden Gemeinde vertreten wurden, begründete die Gruppe 1981 eine eigene Gemeinde, in welcher sie die Gemeindebau-Vorstellungen Ewings umsetzte. Die Leitung der neuen Gemeinde übernahm Daniel Moser, vormals Leiter der VBG an der Uni Bern.

Der 1947 geborene Daniel Moser ist im Evangelischen Brüderverein aufgewachsen, von welchem er sich 1967 unter dem Eindruck des charismatischen Aufbruchs in der VBG Bern löste. Zur selben Zeit spaltete sich vom Brüderverein dessen offenerer Flügel als Vereinigung freier Missionsgemeinden ab. Mit diesen ging Daniel Mosers Bruder Samuel, der der VFMG gegenwärtig als Präsident vorsteht. Daniel Moser studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Theologie und promovierte im Jahr 1975 an der philosophischen Fakultät mit einer Arbeit über den Erkenntnisweg Jürgen Habermas' und der Bibel im Vergleich. Nach seiner Promotion arbeitete Daniel Moser vollzeitlich für die VBG Bern, seit 1981 für die NTG.

Die werdende Gemeinde Daniel Mosers wurde vorerst nach ihrem Gründungsort "Gemeinde am Langmauerweg" genannt. Der später angenommene Name der "Neutestamentlichen Gemeinde" bezeichnet nicht eine Ablehnung des Alten Testaments, sondern den Willen, Aufbau und Struktur der Gemeinde möglichst nahe am Neuen Testament zu orientieren. Die NTG konnte an verschiedenen Orten Tochtergemeinden begründen, so die NTG Thun, die NTG Biglen, die NTG Thörigen und Acqua Viva, eine italienischsprachige Gemeinde in Bern.

Die NTG bildet keinen Verband im eigentlichen Sinne, insofern Verbandsorgane nicht existieren. Der Zusammenhalt der Einzelgemeinden wird durch persönliche Beziehungen der Leiterschaft und durch den Apostolischen Dienst Robert Ewings resp. Daniel Mosers gewährleistet.

Biblischer Gemeindebau
Das Hauptanliegen der NTG stellt ein biblischer, d.h. möglichst bibelnaher Gemeindebau dar, wobei die Bibelnähe des Gemeindebaus sich nach dem Verständnis der NTG insbesondere in der richtigen Ordnung der verschiedenen im Neuen Testament genannten Aemter zeigt: Die NTG meint, aus den durchaus verschiedenen im Neuen Testament geschilderten Gemeindestrukturen einen einheitlichen Entwurf gewinnen zu können (dabei übernimmt die NTG im wesentlichen das Modell der paulinischen Gemeinden, diesem Aufbau widersprechende Bibelstellen, etwa aus der Apostelgeschichte, werden mit z.T. recht spekulativen auslegerischen Argumentationen angepasst).

Hierbei entwirft die NTG nach dem paulinischen Gemeindebild eine doppelte Aemterstruktur. Die lokale Gemeinde wird geleitet von den Aeltesten und insbesondere vom Hirten, dem Pastor, dessen Bedeutung im Schrifttum der NTG besonders betont wird. Neben diese lokale Hierarchie tritt der Apostolische Dienst Robert Ewings, welcher die lokalen Amtsträger einsetzt und begleitet und der Gemeinde lehrend dient.

Der Apostolische Dienst
Begründer des Apostolischen Dienstes, in welchem Daniel Moser wirkt, ist der Texaner Robert Ewing. Ewing wird 1926 als Sohn eines presbyterianischen Pastors, der sich und seine Gemeinde der Pfingstbewegung geöffnet hat, in Waco/Texas geboren. Ewing tritt die Nachfolge seines Vaters an und entwickelt in der Folge zwei Lehrkonzepte, die die Besonderheit seines Dienstes ausmachen: Der Gedanke der Notwendigkeit reisender Apostel, die die lokalen Gemeinden betreuen und die Amtsträger einsetzen, sowie die Lehre von der doppelten Entrückung und der Zweiteilung der Christen in der Ewigkeit.

Diente ursprünglich bloss Robert Ewing der NTG als Apostel, so ist inzwischen Daniel Moser selbst in den Apostolischen Dienst getreten. Es ist seither Daniel Moser, der die NTGs als Apostel betreut.

Dem Apostolischen Dienst von Daniel Moser haben sich seither weitere Gemeinden unterstellt, so die Freie Christengemeinde Rotkreuz (Pastor: Jörg Suter) und die Christliche Gemeinde Volketswil (Pastor der ehemalige Methodisten-Pfarrer Ernst Voegeli).

Der Einsatz des Apostolischen Dienstes in einer lokalen Gemeinde ist ein punktueller und kann auch bloss alle paar Jahre erfolgen.

Die doppelte Entrückung und die Zweiteilung der Christenheit in der Ewigkeit
Neben dem Apostolischen Dienst stellt die Lehre von der doppelten Entrückung und der Zweiteilung der Christen in der Ewigkeit die Hauptbesonderheit der NTG und der Gemeinden, die sich dem Apostolischen Dienst Daniel Mosers unterstellt haben, dar. Daniel Moser glaubt im Anschluss an Robert Ewing, dass die Christenheit aus zweierlei Gruppen besteht: Einerseits die Gläubigen, die weiter Sünder bleiben, aber aufgrund ihres Glaubens errettet werden, und andererseits die "Ueberwinder", die sich durch gute Werke und durch Ueberwindung der Sünde auszeichnen.

Das Geschick der beiden Gruppen in Endzeit und Ewigkeit ist ein durchaus verschiedenes:

Ewing und Moser meinen im Neuen Testament zwei verschiedene Entrückungen wahrzunehmen. So werden zu Beginn der Endzeit bloss die "Ueberwinder" entrückt, die damit von den Plagen der Endzeit nicht betroffen sein werden. Diese "Ueberwinder", und nur diese, stellen auch die 144 000 Gläubigen dar, die mit Christus zusammen während des Tausendjährigen Reiches regieren werden. Ihre Belohnung in der Ewigkeit wird nach Massgabe ihrer Werke grösser oder geringer sein. Die Gläubigen, die infolge fehlender guter Werke nicht zur Gruppe der "Ueberwinder" gehören, werden erst während der Endzeit in einer zweiten Entrückung berücksichtigt. In der Ewigkeit kommt ihnen bloss ewiges Leben, aber keine Belohnung zu.

Der Zweiteilung der Entrückung entspricht eine Zweiteilung des Gerichtes. Ewing und Moser unterscheiden ein "Weisser-Thron-Gericht", welches allen Menschen, die gläubig sind, das ewige Leben zuweist, und ein Gericht vor dem Richterstuhl Christi, bei welchem nach Massgabe ihrer Werke den "Ueberwindern" ihre jeweilige Belohnung zuteil wird.

Die traditionsgeschichtliche Herkunft dieser Lehre ist nicht ganz deutlich. Daniel Moser verweist auf Ansätze in der Heiligungsbewegung, insbesondere bei Stockmayer, räumt aber ein, dass Robert Ewing die Lehre als erster so formuliert hat. Jedenfalls passt die "Werkerei" der "Ueberwinder" zwar nicht in der theologischen Herleitung, aber doch in der praktischen Konsequenz recht gut zur Tradition des Evangelischen Brüdervereins.

Wort des Glaubens-Lehren
Neben den oben diskutierten speziellen Lehren sind die NTG auch für die im Rahmen des charismatischen Christentums umstrittene Wort des Glaubens-Lehre offen, wobei sie diese aber nur moderat vertreten. Grundsätzlich bekennt aber die NTG die Glaubensherrschaft des Gläubigen über die Dämonen, über Heilung und über die Elemente, eine Herrschaft, die durch deren Proklamation realisiert werden kann. So wird die Bitte um körperliche Heilung ergänzt durch die Proklamation einer durch den Kreuzestod Christi schon geschehenen Heilung, was eine Kombination von eigentlich widersprüchlichen Konzepten bedeutet. Extremformen der Wort des Glaubens-Theologie wie etwa die Ablehnung medizinischer Behandlung werden von den NTG zurückgewiesen. Eine Zusammenarbeit mit Wort des Glaubens-Gemeinden in der Schweiz findet nicht statt.
Weitere Lehren
Neben diesen speziellen Lehren vertreten die NTG ein charismatisches Christentum, wobei die Geistestaufe im Regelfall, aber nicht immer, mit der Wiedergeburt zusammenfällt.

Die Geistesgaben werden im Gottesdienst eingebracht. So ist Zungengesang, das Singen sprachlich sinnloser Silben, häufig. Prophetien, die Gemeindegliedern zuteil werden, können direkt geäussert werden. Eine vorgängige Unterscheidung der Geister durch die Gemeindeleitung findet nicht statt. Der Heilungsdienst wird durch den Hirten und die Aeltesten geübt.

Als Abgrenzungskriterium gegenüber dem pfingstlichen und charismatischen Christentum empfindet die NTG insbesondere die Rolle der Frau. So stehen bei der Vineyard-Bewegung zumindest in Europa den Frauen alle Aemter offen, die GfU ist im Moment dabei, mit der Vineyard in diesem Punkt gleichzuziehen, wogegen in der SPM eine Frau zwar predigen darf, nicht aber eine Gemeinde leiten. Nach Dafürhalten der NTG ist den Frauen beides verwehrt. Frauen dürfen weder eine Gemeinde leiten noch lehren. Eine Ausnahme hierbei sind reine Frauengruppen, in solchen darf auch eine Frau sich leitend und lehrend betätigen, aber dass eine Frau Männer belehren würde, das ist für die NTG nicht möglich. Weibliche Anliegen in der Gemeinde sollen, so die Auskunft, über den jeweiligen Ehemann eingebracht werden.

Der Befreiungsdienst, die Austreibung von Dämonen, wird im Rahmen der Seelsorge durchaus geübt. Dass der Mensch sich in permanentem Kampf mit Teufel und Dämonen befindet, ist für die NTG nicht fraglich. Eine besondere Betonung dieser Praxis besteht allerdings nicht.

Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden: Mosers charismatisches Leitertreffen
Neben der NTG und seinem Apostolischen Dienst hat Daniel Moser auch Leiterschaftstreffen charismatischer Gemeinden initiiert, an welchen neben den Gemeinden, die durch seinen Apostolischen Dienst betreut werden, auch noch weitere, zumeist kleine pfingstlich-charismatische Lokalgemeinden aus der Schweiz teilnehmen.

Zum Zwecke der Mission unterstützt die NTG das Werk "International Evangelism Missions" von Ray Jennings.

Mitgliederzahl
Die NTG-Gemeinden weisen folgende Zahlen an GottesdienstbesucherInnen (mit Kindern):

Bern 120, Thörigen 70, Biglen 70, Thun 50, Acqua Viva Bern 30.

Georg Otto Schmid, 1998
Letzte Aenderung 1998, © gos 1998, Infostelle 2000
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