www.relinfo.ch

 
  Diamant-Weg Lama Ole Nydahl
  Uebersicht
  Diamant-Weg / Lama Ole Nydahl
Kurzinformation
Das Wirken und die häufigen Reisen des 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje (1924-1981), der wie der Dalai Lama 1959 aus Tibet fliehen musste und anschliessend in seinem neuen Kloster Rumtek in Sikkim residierte, führte zusammen mit der einzigartigen "missionarischen" Aktivität seines dänischen Schülers Lama Ole Nydahl bis heute (2014) zur Gründung von 640 westlichen Kagyü-Gruppen und Zentren. Diese immer noch anhaltende Faszination des gebildeten westlichen Publikums für die Kagyü-Spiritualität gründet nicht zuletzt in der Gestalt von Lama Ole Nydahl. In Kopenhagen aufgewachsen, früh wegen Drogendelikten in Konflikt mit dem Gesetz geraten, begegnet er auf seiner Hochzeitsreise mit seiner Frau Hannah in Nepal dem 16. Karmapa. Die mystische Sehnsucht des wendigen Intellektuellen, Draufgängers und Lebemenschen greift in radikaler Erlebnisbereitschaft und Erleuchtungshoffnung die langwierigen Übungen und für westliches Empfinden komplizierten Lehrinhalte der Kagyü-Mystik auf und präsentiert sie in attraktiver Direktheit. Die Radikalität seines spirituellen Engagements veranlasste den 16.Karmapa, den jungen Dänen und dessen Frau Hannah mit der Gründung der ersten Kagyü-Zentren in der westlichen Welt zu beauftragen. Lama Ole Nydahl kam und kommt diesem Auftrag mit einem Engagment nach, das seinesgleichen sucht. Ständig unterwegs - während vieler Jahre abwechselnd von seiner Frau Hannah (1946-2007) und von seiner Partnerin Caty Hartung begleitet - gründet und besucht er Zentrum um Zentrum. Seine Auftritte bestechen vor allem das jüngere, gebildete westliche Publikum in seiner so nur ihm eigenen Mischung von Ehrfurcht gegenüber den buddhistischen Meistern der eigenen Schule und unverfroren intuitiver Deutung ihrer Lehren. Nydahl verbindet Mystik und Abenteuer, Hektik und Gelassenheit, Lamatitel und Lebenslust, Buddhalächeln und Wikingergeist. Buddhismus, auch wenn er sich in endlosen Wiederholungen alter Mantren und Lehren wiederholt, wirkt bei Lama Ole Nydahl wie eine Einladung zu einem Bungeesprung aus einer Seilbahn im Berner Oberland. Mit diesem Sprung und anderen Abenteuern testet Lama Ole die Wahrheit der höchsten buddhistischen Überlieferung der Kagyüpa, des Mahamudra. Kurz: Mit dem Buddhismus von Lama Ole stürzen sich westliche Adepten voll hinein ins bunte Leben und erreichen doch, so lautet das überall gegenwärtige Versprechen, höchste Erleuchtung in der Begegnung mit der absoluten Wirklichkeit, immer präsent in dieser Welt der Erscheinungen. Wer möchte da nicht gerne mitspringen? "Wer bei uns ist, will die Lehre durch ein volles Leben verwirklichen." (Buddhismus Heute 51,30)

Umstritten ist Lama Ole bei sanfteren Interpreten der buddhistischen Tradition nicht nur wegen seiner unkonventionellen Verbindung von buddhistischer Überlieferung und eigener Intuition. Auch seine Hektik, sein Humor und die bloss relative Bedeutung, die er der Askese zuschreibt, werden nicht überall mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Überdies trugen ihm seine oft derben Sprüche den Vorwurf ein, ein eigentlicher Rassist zu sein. Wenn man ihm allerdings die weitherum diskutierten, ihm zugeschriebenen Aussagen z.B. über Muslime und den Islam zur kritischen Kommentierung vorlegt, verliert sich der Eindruck einer von ihm angestrebten rassistischen buddhistischen Ideologie. Nicht ideologische Positionen, sondern viel eher ab und zu das lockere Mundwerk und die Liebe zu derben Randbemerkungen, - gerade ein intellektuelles Publikum lässt von derben Sprüchen oft besonders faszinieren - trugen dem wahrscheinlich erfolgreichsten buddhistischen "Missionar" in der heutigen westlichen Welt die erwähnten Vorwürfe ein. (Den Titel "Missionar" weist er natürlich weit von sich. Denn im Unterschied zum Christentum und zum Islam "missioniert" der Buddishismus nach offizieller Lesart nie. Er breitet nur auf Anfrage hin vor wahrheitshungrigen Menschen seine Erkenntnisse aus.) Auf unzimperliche Ausdrucksweise verzichtet Lama Ole auch in seinen reiferen Jahren nicht gerne. So meinte er einmal, dass zwei Drittel der 250 von ihm als Reiselehrer eingesetzten und in seinem Auftrag lehrenden Schüler versagt hätten, meinte dann aber im Nachhinein, er hätte den für ihn neuen Begriff "versagen" in seiner Wirkung nicht richtig einschätzen können (Buddhismus heute 51, 28). Nach wie vor akzeptiert er auch, wenn sich "Gutmenschen" wegen seiner Äusserungen zum Islam aus seinem Umfeld verabschieden (Buddhismus heute 51, 30).

Unverkennbar bemüht sich Lama Ole um möglichst flache Hierarchien. Spirituellem Stolz sucht er den Kampf anzusagen. Ebenso unverkennbar bleibt die vom Diamant-Weg selten laut verkündete, aber immer wieder hörbare Absage an alle spirituellen Führungsansprüche des Dalai Lama. Diese Haltung hat Tradition. Schon der 16. Karmapa liess sich vom geflohenen Dalai Lama zwar mit anderen tibetischen Meistern in eine politische Allianz aller Tibeter im Exil einbinden, den spirituellen Führungsanspruch des Dalai Lamas über alle tibetischen Schulen hat er aber immer von sich gewiesen. Der 16.Karmapa hat unter verschiedenen Nicht-Gelupga-Autoritäten in dieser Hinsicht auch reichlich Unterstützung erhalten. Diesem Beispiel folgend sprechen Lama Ole Nydahl und der von ihm inspirierte Diamant-Weg von einer eigentlichen generationenlangen Unterdrückung der Karma Kagyüs durch die Dalai Lamas.

Bis heute wirksam zeitigte dieser halb verdeckte, halb offene Gegensatz auch institutionelle Folgen. Der Tod des 16.Karmapa (1981 auf einer seiner Reisen in den USA) führte bald zu Gründung eines Komitees von vier Rinpoches, einschliesslich des 14. Shamarpa, der ein Neffe des 16. Karmapas war. Die vier sollten die Reinkarnation des 17.Karmapa aufsuchen. 1984 trat der Shamarpa, in der Auffindungsfrage sicher die bedeutendste Autorität, aus dem Komitee aus, weil er im Kommitee Macht-Missbrauch und Politisierung der Nachfolgefrage ortet. Er führte die Suche nach der Reinkarnation nun allein weiter und fand 1991 in Tibet zu Thaye Dorje, 1983 in Lhasa geboren, einem Sohn des 3. Mipham Rinpoche der Nyingma-Schule. 1994 floh Thaye Dorje mit seiner Familie nach Indien, wo er die ihm gebührende Schulung durchlief. 1986 wurde er zum Mönch geweiht und erhielt den Namen "grenzenloser Diamant" (Thaye Dorje). Im Jahr 2000 kam der nun 17-jährige Thaye Dorje zum ersten Mal nach Europa und wurde hier von seiner zahlreichen Gemeinde mit grösster Ehrfurcht und Liebe umsorgt.

Die übrigen Mitglieder des Komitees entdeckten Orgyen Trinley Dorje als 17.Karmapa. Seither ist die Karma Kagyü Bewegung gespalten. Der Dalai Lama hat Orgyen Trinley Dorje als 17.Karmapa anerkannt. Vermittlungsvorschläge, wonach ein erleuchteter Meister sich auch - allerdings nicht völlig gleichwertig - in zwei Gestalten inkarnieren könne, führten bisher nicht zu einer überzeugenden Überwindung des Gegensatzes.

Es besteht mittlerweile ein internationales Netz von 640 (270) Diamant-Weg/Karma Kagyü-Zentren oder Gruppen in 56 (35) Ländern, davon in der Schweiz 11 (6), in Österreich 13 (6), in Deutschland 130 (84). (In Klammern die entsprechenden Zahlen für 2001)

Adressen:

Europa-Zentrum
Gut Hochreute 1
D-87509 Immenstadt
Tel:+49 8323 96830

CH:
Buddhistische Zentren der Karma Kagyü Linie Schweiz
Hammerstrasse 9
8008 Zürich

Georg Schmid, 2014
Letzte Aenderung 2014, © gs 2001-2014, Infostelle 2000
zurück zum Seitenanfang