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  Opus Dei Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei
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Anmerkungen des Informationsbüros der Prälatur Opus Dei in der Schweiz
a) Positives
Der Text richtet sein Augenmerk auf Wesen und Ziel des Opus Dei. Er hebt sich darin positiv ab von den konventionellen Sammlungen schwarzer Legenden.

Die Darstellung der Personalprälatur in den ersten Kapiteln ist, abgesehen von ein paar Zwischen bemerkungen, insgesamt sachgerecht und übertrifft manche andere Darstellung an Qualität.

Die nachfolgenden kritischen Bemerkungen beziehen sich auf die Bibliographie und die beiden letzten Kapitel (5. und 6.).

b) Zur Sichtung und Verarbeitung der Literatur
Dass man die inzwischen fast uferlose Literatur zum Opus Dei nicht vollumfänglich verarbeiten kann, ist begreiflich. Dennoch ist der Umgang damit nicht überzeugend:

· Werke des Gründers Escrivá: In der Bibliographie figuriert einzig „Der Weg". Die Ausführungen stützen sich damit ausschliesslich auf jenes Werk Escrivás, das den Geist des Opus Dei am fragmentarischsten wiedergibt und überhaupt nicht den Zweck hat, ihn darzulegen. Dies ist so fragwürdig wie der Versuch, Goethes Weltanschauung allein auf Grund seiner frühen Gedichte zu beurteilen, ohne Kenntnisnahme seines gesamten übrigen Werkes. (Zu einem solchen Schluss kam auch Hans Urs von Balthasar.) Objektiv gesehen gibt es keinen Grund, namentlich die Homilien und Interviews von Escrivá auszuklammern, die die Botschaft des Opus Dei klar und zusammen hängend darlegen.

· Literatur über das Opus Dei: Neutrale und positive Beschreibungen des Opus Dei beschränken sich auf Broschüren und Kurztexte, während Gegner mit Büchern zu Wort kommen, und zur Hauptsache solche, die bekanntermassen nicht zu den Objektivsten und Zuverlässigsten gehören. Ausserdem fehlt eine Biographie des Gründers.

· Die Auswertung der angegebenen Literatur ist einseitig. Während die gegnerische Meinung streckenweise undistanziert und bis in die Formulierungen hinein übernommen wird, kommen die entsprechenden Standpunkte des Opus Dei und der Beobachter, die nicht Kirchenkampf-Partei sind, selten zum Ausdruck. Der Text stellt zwar das Opus Dei im allgemeinen durchaus korrekt dar; doch wenn es kritisch und konkret wird, erscheinen die Ausführungen des Opus Dei entweder gar nicht, oder dann meist nur in vager und gebrochener Form. Insbesondere das Bändchen „Christsein in der Welt", obwohl in der Bibliographie angeführt, hinterlässt keine Spuren - im Gegensatz zum stark umstrittenen „Das Paradies kann warten", von dem sich unter anderen auch der protestantische Experte Oswald Eggenberger distanziert hat.

c) Escrivás „Der Weg" und wie damit umgegangen wird
Das Buch „Der Weg" ist eine thematisch gegliederte Aphorismen-Sammlung. Damit Aphorismen ihr Ziel eines vertieften, unorthodoxen Nachdenkens erreichen, braucht es die Bereitschaft des Lesers, sich herausfordern zu lassen, sonst bleibt der Prozess bei gutbürgerlicher Entrüstung stehen. Der vorliegenden „Weg"-Interpretation fehlt diese Bereitschaft weitgehend. Sie macht sich die altbekannte Methode der Anti-Opus-Dei-Propaganda unbesehen zu eigen: Sie folgt nicht dem Aufbau von „Der Weg", sondern reisst ein paar Sätze heraus, die Anstoss erregen und über die man sich trefflich empören kann, zumal wenn man sie ihrem natürlichen Umfeld einer seriösen christlichen Spiritualität entfremdet. Zugleich wird der falsche Eindruck vermittelt, jene paar handverlesenen Aussagen seien der Kern der gesamten Botschaft Escrivás. Solches Vorgehen fördert das Vestehen nicht, sondern erzeugt emotionale Abwehrreflexe, die eine echte und offene Auseinander setzung von vornherein blockieren.
d) Zu einigen konkreten „Weg"-Interpretationen
1. Am tiefgreifendsten zeigt sich der fragwürdige Fremdeinfluss in der gänzlichen Verkennung dessen, was (auch) für das Opus Dei das Fundament der christlichen Lebens ist, nämlich der Gotteskindschaft, also der eigentlichen Frohbotschaft (vgl. Joh 1,12, Röm 8,14-17, 1 Joh 3,1-2 etc.). Von ihr spricht „Der Weg" in seiner kantigen, direkten Art. Der Text der Informationsstelle verkehrt diese zutiefst im Evangelium verankerten Aussagen in plumpe Infantilisierungs- und Unterwerfungsversuche - genauer, er übernimmt diese Verdrehung von zürnenden Polemikern, ohne es zu wagen, sie ernsthaft zu hinterfragen. (Zu fragen wäre etwa, wie seelisch derart verkrüppelte Menschen fähig sein können, in eigener Regie Spitäler, Sozialwerke, Universitäten usw. aufzubauen.)- Hat man einmal die Botschaft von der Gottes kind schaft als Aufruf zur Unterwerfung unter menschliche Willkür missverstanden, ergibt sich fast zwangsläufig der falsche Eindruck, in den Köpfen der Opus-Dei-Mitglieder walte ein „zürnender, strafender Gott". Die Konstruktion entbehrt nicht der inneren Logik… Es mag sein, dass sie die Erlebniswelt von einigen nicht zu beneidenden Menschen wiedergibt; das Gottes- und Menschenbild des Opus Dei aber stellt sie auf den Kopf.

Selbstverständlich wird die Sünde im Opus Dei nicht „ständig betont". Betont wird das Bemühen, im Geist der Bergpredigt (vgl. Mt 5,1-12.20-48 etc.) Gott näher zu kommen, der die Liebe ist, womit man sich zugleich entfernt von jenem Minimalismus, der bloss ängstlich darauf bedacht ist, einem lauernden Richtergott nicht ins Netz zu gehen. Allerdings wird die Sünde nicht tabuisiert: Der Mensch kann dem Willen und der Liebe Gottes zuwiderhandeln; man braucht dazu gar nicht erst auf Leute wie Stalin, Hitler und Pol Pot zu verweisen, ein ehrlicher Blick auf sich selbst genügt. Gerade das ist ja der Grund für die Erlösungstat Christi.

2. Die „Weg"-Aphorismen 592 und 597 sind zweifellos provokativ, und sie wollen es auch sein. Der Kontext des Kapitels „Demut" (und bereits der volle Wortlaut - ohne gezielte Auslassungen- von Punkt 592) zeigen, worauf sie abzielen: auf die wirksame Bekämpfung von Hochmut und Einbildung, besonders der Gelehrten, Berühmten, Mächtigen (vgl. Pkt. 602), und auf das paulinische Paradox „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark" (vgl. Pkt. 604).

3. Das Heiligkeitsbild Escrivás lässt sich nicht mit einem einzigen „Weg"-Aphorismus beurteilen. Punkt 387 gibt offensichtlich keine Wesensdefinition von „Heiligkeit", sondern setzt den Heiligkeitsbegriff voraus. Was Escrivá darunter versteht, ist u.a. dargelegt in der Homilie „Der Heiligkeit entgegen" im Band „Freunde Gottes". Die Pointe des Aphorismus liegt vielmehr darin, durch scharfen Kontrast eine alteingesessene Deformierung der Heiligkeit zu korrigieren, die in einer Karikatur der Nächstenliebe besteht (verkrampft-unechtes Überfreund lich sein, theatralische Demutsgesten, Konfliktunfähigkeit u. dgl.). - Von daher erweist sich die gesamte nachfolgende Interpretation als ein grundlegendes Missverständnis. Der im betreffenden Punkt angesprochene „Zwang" - auch das ist offenkundig- meint nicht denjenigen, den man (von despotischen Oberen) erleidet, sondern im Gegenteil denjenigen, den man selbst ausübt. Dabei wird durch das Beiwort „heilig" sofort deutlich, dass es sich nicht um einen wirklichen Zwang handelt. Es geht vielmehr um die Kraft, der eigenen Überzeugung, deren oberstes Prinzip die Liebe zu Gott und dem Nächsten ist, Geltung zu verschaffen und die eigene Verankerung in Gott nicht aus Mangel an Zivilcourage zu verleugnen.

„Der Weg" ist unbestreitbar ein unbequemes Buch, weil er nicht anonyme Strukturen oder „die andern" (etwa öffentliche Personen), sondern den Leser, die Leserin persönlich herausfordert.- Die Einschätzung, er sei ein Klassiker der geistlichen Literatur, stammt von ausserhalb des Opus Dei, nämlich von Experten ebensolcher Literatur. Es steht immerhin fest, dass dieses Buch zahllosen Menschen zu einem soliden Glauben im realen Leben und zu oft ungeahnter Grosszügigkeit verholfen hat.

Sexualität und Aszese
Verletzend ist die Gefühllosigkeit, mit der über das Verhältnis der Opus-Dei-Mitglieder zur Sexualität geredet wird. Der Zölibat der NumerarierInnen ist weder ein Akt des „Gehorsams" noch der „Abtötung": Er ist eine freie, bejahende Wahl, die einen tiefen Sinngehalt besitzt (Modell ist ein gewisser Jesus von Nazaret). Ebenso frei und positiv ist die Wahl der christlichen Ehe. Dass Sexualität dabei weitestgehend „tabu" sein soll, ist falsch und wiederum treues Echo grober Polemik. Weshalb die verächtliche Deformierung dieser Lebenshaltung, die niemandem weh tut und für eine menschenwürdige Zukunft nur von Gutem sein kann?

Was nun die wirkliche Aszese („Abtötung") betrifft, so hat sie in allen Weltreligionen (und selbst in der griechischen Philosophie) eine grosse Tradition, so auch im Christentum, von Paulus (1 Kor 9,26-27 etc.) über unzählige Heilige - etwa Bruder Klaus - bis in unsere Zeit. Sie wird auch im Opus Dei weitergeführt, zur Hauptsache in Form kleiner Selbstüberwindungen im Alltag, die vor allem dem Zusammenleben zugute kommen. Einige pflegen in milder Form auch besondere, erprobte „klassische" Formen, wobei diese von durchaus untergeordneter Bedeutung sind und von „Selbstverletzungen" natürlich keine Rede sein kann. Die Aszese ist ebenso „leibfreundlich" wie das (massvolle) Training eines Sportlers. Der trainierte Fussballer ist in besserer körperlicher Form und erbringt seine Leistungen mit grösserer Freude und Leichtigkeit. Wer eine (massvolle) Aszese betreibt, hält sich in besserer menschlicher Form und tut - mit seinem Leib! - das Gute mit mehr Freude und Leichtigkeit; er nähert sich der Lebensform Jesu Christi an und rückt seiner eigenen Verbürgerlichung zu Leibe. „Kein Ideal wird ohne Opfer Wirklichkeit." („Weg", 175) - Bei alledem kann die Aszese die Gnade natürlich nicht pelagianistisch ersetzen; sie ist nur Selbst öffnung zur Gnade hin, vorausgesetzt, dass sie aus lauterer Absicht geschieht (vgl. „Weg", 200).

f) „Diskretion"
Es ist vollkommen klar, wieviele Mitglieder das Opus Dei umfasst. Das päpstliche Jahrbuch veröffentlicht die Zahlen jedes Jahr.

Was die Ernennungen von Mitgliedern der Prälatur in kirchliche Stellungen angeht, so werden sie in ROMANA, dem Amtsblatt der Prälatur, veröffentlicht. Allein dies macht jede angebliche Schweigepflicht sinnlos.

g) Opus Dei und Demokratie
Zur „sicheren" Behauptung, das Opus Dei habe „keine Freude an demokratischen Strukturen", nur eine einzige von zahllosen Tatsachen: Erster Parlamentspräsident der Demokratie in Spanien nach Francos Tod war ein Mitglied des Opus Dei; es wurde in diese Funktion gewählt aufgrund seines öffentlichen Kampfes für Demokratie während der Diktatur.
h) Atmosphäre
Insgesamt entspricht die düstere, gedrückte Atmosphäre, die in den Kapiteln 5 und 6 vermittelt wird, in keiner Weise der vom Opus Dei ausgestrahlten Ambiance.
i) Bibliographische Hinweise
· Von den weiteren Werken Josemaría Escrivás sind hautpsächlich zu nennen:

- Christus begegnen. - Freunde Gottes.- Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer. Sie sind alle im Adamas-Verlag, Köln, erschienen.

· Für das Opus Dei konstitutive Texte:

- Johannes Paul II.: Apostolische Konstitution Ut sit vom 28. 11. 1982, mit der das Opus Dei als Personalprälatur errichtet wurde.

- Statuten des Opus Dei (Codex iuris particularis Operis Dei).

Beide Texte sind u.a. veröffentlicht in: P. Rodríguez, F. Ocáriz, J.L. Illanes, Das Opus Dei in der Kirche. Ekklesiologische Einführung in das Leben und das Apostolat des Opus Dei. Paderborn 1997.

· Amtsblatt der Prälatur Opus Dei: ROMANA. Erscheint halbjährlich auf italienisch und englisch.

 

Informationsbüro der Prälatur Opus Dei in der Schweiz

zurich@opusdei.org - www.opusdei.org

Dr. Beat Müller, 1998
Letzte Aenderung 1998, © Dr. Beat Müller 1998 (Text), Infostelle 2000 (Formatierung, Design)
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