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  Bruno Schär Biblische Intensiv-Seelsorge
  Uebersicht
  Biblische Intensiv-Seelsorge / Bruno Schär
Care Center Uzwil / (namenlose) Gemeinde Uzwil
Unter den Namen Biblische Intensiv-Seelsorge, Care Center und LCA-Kassettenverlag tritt in Uzwil Bruno Schär auf, der ein eigenwilliges charismatisches Christentum lehrt, den wahren Weg zu körperlicher und seelischer Heilung kennen will. Manche der AbsolventInnen von Bruno Schärs Seelsorge schlossen sich zu Hauskreisen, aber auch zu einer namenlosen Gemeinde in Uzwil zusammen, an welcher Bruno Schär selbst mitwirkt. Im folgenden sollen Bruno Schärs Lehren kurz dargestellt werden.
 
Bruno Schärs Werdegang
Bruno Schär wurde 1951 in einem reformierten, aber wenig kirchlichen Elternhaus geboren und wuchs in St. Gallen auf. Während seiner Mittelschulzeit wirkte Schär in der VBG St. Gallen mit, die damals charismatisch orientiert war. Nach seiner Mittelschulzeit ergriff Bruno Schär den Beruf eines Exportkaufmanns, war erfolgreich, litt aber an Depressionen. Im Jahr 1972 entscheidet sich Schär, bewusst ein pfingstlich motiviertes Christentum zu leben, das Schär aber noch radikaler an der Bibel orientieren wollte, als er dies in pfingstlichen und charismatischen Gemeinden sah. Schär lebte sein Christentum deshalb ohne Anschluss an eine bestehende Gemeinde. Im Jahr 1978 arbeitet Schär in einem therapeutischen Haus der Telefonseelsorge in Degersheim mit, gibt diese Stelle aber ein Jahr später auf, um nach Uzwil zu ziehen, wo er einen Seelsorgedienst aufbaut, der unter dem Namen "Biblische Intensiv-Seelsorge" firmiert. Mit der Zeit kommt ein "LCA-Kassettenverlag" dazu, welcher Ansprachen Schärs zu diversen Themen des Christseins und christlicher Lehre in Kassettenform vertreibt. Heute ist Schär vollzeitlich für seinen Seelsorge-Dienst tätig, welcher sich neuerdings unter dem Namen Care Center auch an NichtchristInnen wendet. Daneben wirkt Schär an einer namenlosen Gemeinde in Uzwil mit, die zumeist aus AbsolventInnen von Schärs Seelsorge besteht, die keine für sie geeignete Gemeide fanden (s. dazu unten).
Schärs Intensiv-Seelsorge
Bruno Schär versteht sich in erster Linie als Seelsorger. Schär will Heilung bringen, körperliche Heilung, aber vor allem auch psychische Heilung. Nun sieht Schär, dass in unserer Zeit die psychischen Leiden zunehmen, obwohl das Angebot von Therapien ständig ansteigt. Warum ist das so? Schär findet für sich Antworten:

- Die Psychologie und Psychiatrie gehen nicht von der Bibel aus. Diese aber ist die "Bedienungsanleitung" für den Menschen, verfasst von dessen Konstrukteur, Gott (diese Bedienungsanleitungs-Typologie hat Schär von Harold Hill, allerdings ohne dies anzugeben). Wer aber die Bedienungsanleitung einer Maschine nicht liest, wird sie nicht reparieren können.

- Ausserdem meint Schär, dass sich einige Psychologen für Spiritismus interessiert hätten, wodurch jetzt die ganze Psychologie okkult belastet wäre. Schär überspitzt hier eine These von Wolfhard Margies, Gemeinde auf dem Weg, Berlin.

- Andere Therapie-Angebote sind nach Ansicht Schärs östlich beeinflusst und damit ohnehin okkult.

- Christliche Therapieangebote gehen darum in die Irre, weil sie auf psychologische Erkenntnisse nicht gänzlich verzichten.

So bleibt für Schär nur noch der Weg, selbst eine Therapieform zu entwickeln, die biblisch nach seinem eigenen Verständnis ist und wirkliche Hilfe zu leisten vermag, denn "die Bibel enthält eine perfekte Logik über die Herkunft und Behandlung von psychischen und psychosomatischen Leiden und über Fragen von Krankheit und Gesundheit".

Andere Therapieangebote, dessen ist sich Schär sicher, führen in die Irre. Schär warnt eindringlich: "Jede Hilfestellung neben der Bibel, sei sie nun offensichtlich antigöttlich oder pseudowissenschaftlich, wird letztlich zur Zielverfehlung führen - auf dieser Erde und bestimmt in der Ewigkeit."

Der Grund des Leidens: die "Anrechte"
Bruno Schär begründet die Ursache von Krankheiten mit einem klar dualistischen Weltbild, das in seiner Ausgestaltung reichlich antropomorph wirkt: Leiden ist, das ist für Schär klar, vom Teufel gewirkt. Wie kommt nun der Teufel dazu, in einem Menschen Leiden zu wirken? Und weshalb steht Gott dieser Wirksamkeit des Teufels nicht entgegen?

Schär geht davon aus, dass zwischen Gott und dem Teufel klar geordnete, rechtliche Beziehungen bestehen, die Schär selbst zu kennen meint: Der Teufel darf Menschen anfallen, wenn diese ihm durch ein Fehlverhalten das Recht dazu geben. Tut ein Mensch Falsches, schafft er ein "Anrecht", so der Terminus von Schär, ein Anrecht zuhanden des Teufels. Der Teufel darf aufgrund dieses Anrechtes beginnen, den betreffenden Menschen zu plagen. "Schuld trägt aber letztlich der einzelne Mensch, der durch (meist unbewusstes) unbiblisches Verhalten dem Teufel und seinen Dämonen bestimmte Anrechte vermittelt hat".

Gott hingegen muss dieses Anrecht achten, nicht nur juristisch, sondern faktisch. Er hat nicht die Macht, den Teufel von der Inanspruchnahme seiner Anrechte abzuhalten.

Schär stützt diese seine Theorie wesentlich mit der Rahmenhandlung des Hiob-Buches, die ähnlich antropomorph argumentiert. Die theologische Aussage des Hiob-Buches, dass das Leiden des Gerechten zur Anklage an den ohnehin überguten Gott nicht berechtigt, geht an Schär allerdings vorbei, wenn er meint, Hiob hätte durch seine "Selbstgerechtigkeit und Ueberheblichkeit" dem Teufel "Anrechte" für sein Leiden gegeben (allerdings ist Schär zugute zu halten, dass er diese Fehlinterpretation des Hiob-Buches nicht selbst entwickelt, sondern von den Lehrern der Wort des Glaubens-Bewegung übernommen hat).

Der Ablauf von Schärs Intensiv-Seelsorge
Getreu der Lehre von den "Anrechten" geht es in Schärs Intensiv-Seelsorge nun darum, diese Anrechte zu löschen. Dies geschieht in mehreren Schritten:
Bekehrung
Vorerst ist einmal die Bekehrung vonnöten. Nur wer ein Christentum im Sinne Bruno Schärs vertritt und lebt, kann mit Heilung rechnen.
Lossprache von okkulter Belastung
Als nächstes geht es darum, Okkultsünden abzutragen. Schär legt auf den Gedanken der "okkulten Belastung", welcher im Evangelikalismus der achziger Jahre allgemein en vogue war, höchstes Gewicht. Okkultsünden schaffen Anrechte, die zu okkulter Belastung und damit zu Krankheiten führen. Okkult belastet ist, wer:

- "Direkte Aberglaubenssünden" begangen hat, wer sich irgendwie esoterisch betätigt hat, auch nur spasseshalber oder als Zuschauer, von einer Auslandreise ein religiöses Artefakt mitgenommen hat, Popmusik gehört hat, die zumeist okkult unterwandert ist, Fernsehen konsumiert oder aussereheliche sexuelle Beziehungen gepflegt hat. All dies kann zu okkulter Belastung führen.

- Belastet ist auch, wer "Indirekte Aberglaubenssünden" aufzuweisen hat. Dieses sind "Aberglaubenssünden" von Vorfahren bis in die vierte Generation, die noch nachwirken. Wer also unter seinen Vorfahren bis zurück zu den Ururgrosseltern Menschen aufzuweisen hat, die katholisch oder Freimaurer waren, ein Alkoholproblem hatten oder sich an irgendwelchen Volksbräuchen beteiligten (besonders gefährlich scheint für Schär das Appenzeller Brauchtum zu sein, jedenfalls hebt er es gesondert hervor), der kann davon ausgehen, dass er okkult belastet ist.

Schär meint zusammenfassend, "dass nach logischen Gesichtspunkten jeder Mensch belastet ist und Befreiung braucht".

Diese Befreiung geschieht nun durch ein Lossprachegebet, das allein oder mit Vorteil im Beisein eines Seelsorgers gesprochen wird, oder, falls nötig, durch einen eigentlichen Exorzismus, der allerdings nur durch einen bevollmächtigten Seelsorger durchgeführt werden kann. Wichtig ist für eine erfolgreiche Lossprache allerdings, dass alle Okkultsünden einzeln genannt werden. Dies ist ein Problem in bezug auf die "Indirekten Aberglaubenssünden". Wer weiss schon, an welchen Volksbräuchen sich seine Ururgrossmutter damals beteiligte? Hier wird alles genannt, was vermutet wird. Zudem offenbart Gott Okkultsünden der Vorfahren auf übernatürlichem Wege (durch den Seelsorger). Aber trotzdem bleibt einiges unbekannt. Hierzu meint Schär: "Gott wird evtl. später weitere Informationen offenbaren". Damit hat Schär eine Erklärung zur Hand, wenn später, nach erfolgter Heilung, wieder Probleme auftreten.

Busse von Tatsünden
Nach der Lossprache von okkulter Belastung geht es in der Intensiv-Seelsorge um das Abtragen von Tatsünden, die ja zu "Anrechten" für den Teufel und damit zum Leiden führen.

In der Intensivseelsorge geschieht diese Busse für Tatsünden, indem eine Liste aller Sünden angelegt wird. Die Sünden auf dieser Liste werden dann in drei Schritten bearbeitet:

- Die Sünden werden bekannt, d.h. vor dem Seelsorger oder einem sonstigen Zeugen im Gebet Gott gegenüber eingestanden. Schär meint hierzu: "Natürlich müssen Sie vorher sicherstellen, dass sich der Zeuge an das Seelsorgegeheimnis hält, weshalb Sie nur zu einem bewährten Christen für Ihre Lebensbereinigung gehen sollten."

- Zweiter Schritt ist das Brechen der Sünde. Der Betroffene entschliesst sich, die auf der Liste aufgeführten Sünden nicht mehr zu begehen.

- Als drittes ist eine Wiedergutmachung von Taten, die sich gegen andere Personen richteten, nötig, soweit dies noch möglich ist. Schär meint: "Die Seelsorgeerfahrung zeigt eindeutig, dass eine Sünde erst dann in der Tiefe gebrochen ist, wenn wir sie vor Zeugen in Einzelheiten bekannt und (soweit möglich) wiedergutgemacht haben. Es lohnt sich also, äusserst sorgfältig und unter der Leitung des Heiligen Geistes vorzugehen".

Nach Lossprache und Busse müsste nun eigentlich, streng nach Schärs Anrecht-Lehre, die vollständige Heilung erfolgen, da alle Anrechte des Teufels nun getilgt sind und der Teufel den Menschen nicht mehr peinigen darf. In Schärs Praxis ist diese vollständige Heilung aber zumeist nicht der Fall. Schär folgert nun, dass offenbar gewisse Strukturen den Menschen hartnäckiger belasten, als dass dieses mit Lossprache und Busse aufzubrechen wäre. Mit seiner Annahme belastender Strukturen gibt Schär seine Anrecht-Lehre faktisch wieder auf.

Vergebung
Menschen können offenbar nicht nur krank sein, weil der Teufel sie peinigt, sondern auch, weil ihnen in der Vergangenheit Unrecht angetan wurde, an welchem sie nun leiden. Schär übernimmt hier die Ideen evangelikaler und charismatischer Therapieformen, die psychologische Erkenntnisse über belastende Prägungen in christliche Sprache umsetzen und versuchen, eine spezifisch biblische Therapie für diese Belastungen zu gewinnen. Dass Schär durch seine Uebernahme dieses Konzeptes indirekt stark von der in seinen Augen dämonischen Psychologie beeinflusst ist, fällt ihm offenbar nicht auf.

Vergebung als evangelikales Therapieinstrument fasst belastende Prägungen, die wir durch andere erfahren haben, als schuldhaftes Verhalten. Diese Schuld, die an uns geschehen ist, kann durch Vergebung aufgehoben werden, wordurch, so die Voraussetzung der Theorie, die Belastung schwindet. Die Ableitung dieses Konzeptes aus der modernen (insbesondere freudianischen) Psychologie zeigt sich nicht zuletzt darin, dass insbesondere Belastungen, die als Kind erfahren wurden, eine grosse Rolle spielen, ein Thema, das in der Bibel nicht vorkommt.

In der Seelsorge Schärs wird nun allen diesbezüglichen Erfahrungen nachgegangen, und jedes aufgefundene Ereignis wird einzeln der Vergebung zugeführt: Die in Seelsorge befindliche Person vergibt in einem Gebet derjenigen Person, die sich schuldhaft verhielt. Dies geschieht wiederum vor Zeugen, z.B. vor dem Seelsorger. Auch hier gilt wiederum, dass der in Beratung befindlichen Person selbstverständlich nicht alle Widerfahrnisse des Lebens präsent sind. Schär meint hierzu: "Der Heilige Geist wird uns in Umstände und Situationen führen, durch welche weitere Zusammenhänge ans Licht kommen." Das heisst mit anderen Worten, wenn weitere Beschwerden auftreten, wird weitere Seelsorge über noch nicht bewusste und deshalb noch unvergebene Ereignisse notwendig.

Rebellion
Neben seiner Anrechtstheorie und seinem Verweis auf Belastungen durch Unrecht anderer präsentiert Schär noch eine dritte These der Entstehung von Krankheit, die mit den beiden anderen wenig in Einklang zu stehen scheint: es geht um verfehlte Haltungen, die einen Menschen in die Krankheit führen.

Die wichtigste dieser falschen Einstellungen ist die Rebellion oder Auflehnung. Rebellion gegen Gott und seine Anweisungen deutet Schär als Okkultsünde, dies nach 1. Sam. 15, einer Lieblingsstelle vieler autoritärer Gemeinschaften, die sich auf die Bibel berufen. Hier gehorcht König Saul einer Anweisung des Propheten Samuel nicht, wofür er später bestraft wird. Dieser Ungehorsam Sauls wird mit Zauberei gleichgesetzt, woraus Schär folgern kann, dass wer ungehorsam ist, sich dämonisch belastet: "Wer im Herzen und im Wandel ungehorsam und rebellisch ist, begibt sich somit in den umittelbaren Einfluss Satans und seiner Dämonen, und dies hat wiederum unweigerlich Folgen auf Geist, Seele und Leib."

In der Behebung von Rebellion ist der Seelsorger ganz besonders gefordert, denn Schär meint, dass rebellische Menschen kaum Einsicht in diese ihre Rebellion zeigen würden. Hier ist dann Schär gefragt: "Ein befugter Seelsorger kann Rebellion nachweisen, was für den Betreffenden u.U. sehr demütigend ist". Ein Blick in Schärs Diagnosetafel für Rebellion macht klar, dass Rebellion für Schär recht oft vorliegen kann. So weist auf Rebellion u.a. hin:

- keine Zeit haben für Bibellektüre

- Schlafstörungen

- beschränktes Aufnahmevermögen

- verkrampfte Gesichtszüge und verkrampfte Körperhaltung

Schär meint denn auch, "dass die meisten Christen Elemente der Rebellion tragen, die sie mehr oder weniger krank machen."

Ging es bisher um die Rebellion gegen Gott, kann Schär diese Thematik durchaus ausweiten: "Ein besonderes Augenmerk sollten wir darauf richten, ob wir gegen geistliche Führer, d.h. gegen Gesalbte des Herrn rebelliert haben... Rebellion gegen Gottes Knechte hat immer Folgen!"

Die Therapie der Rebellion geschieht durch:

- intensives Studium der Bibel

- bedingungslosen Gehorsam und

- beständigen Lobpreis. Gott ist für alles und jedes, was einem widerfährt, zu danken: "Bitten Sie Ihren Ehepartner oder ein Ihnen nahestehendes Glaubensgeschwister, dass er (oder es) Sie in Bezug auf Lobpreis überwacht und Sie sofort aufmerksam macht, sobald Sie sich gegen etwas auflehnen und nicht sofort jede Situation Ihres Lebens mit Lobpreis beantworten." Die aus diesem Prinzip resultierende Praxis, auch im Fall von schweren Schicksalsschlägen nicht zu trauern, sondern Gott zu danken, ist auch aus anderen Gemeinschaften bekannt und pflegt auf Aussenstehende eher befremdlich zu wirken.

Stolz
Neben der Rebellion ist es insbesondere der Stolz, den Schär bei seinen Seelsorgesuchenden angeht. Auch Stolz liegt sehr häufig vor, gilt doch Schär ein introvertierter Charakter nicht als (unveränderliche) psychische Grundeigenheit, sondern als Krankheit, die aus Stolz folgt. Depression ist für Schär eine Kombination von Rebellion und Stolz.

Die Therapie für Stolz ähnelt verblüffend derjenigen für Rebellion, betont aber den Faktor der Unterordnung und der Abgabe von persönlicher Autonomie noch weit stärker:

- Busse

- Entscheidung zur Demut

- Bedingungsloser Gehorsam gegenüber Gottes Wort

- Entscheidung zur Unterordnung: "Echte, biblische Unterordnung ist ein Schlüsselverhalten zum Erlernen echter Demut. Wer sich in menschlichen Beziehungen nicht unterordnen kann, wird sich auch Gott und Seinem Wort nicht unterordnen. Dadurch aber steht ein Mensch im Stolz, Gott widersteht ihm, und er ist dämonischen Kräften schutzlos ausgeliefert". Unterordnung unter den Gemeindeleiter wird so zur Notwendigkeit, will man nicht den Dämonen anheimfallen.

- Für den anderen sein (Fürbitte für andere leisten)

- Nicht nach hohen Dingen trachten

- Sich (selbst) annehmen

- Fasten

Habsucht und Geiz
Habsucht und Geiz sind weitere falsche Einstellungen, die einer Heilung im Wege stehen. Freigiebigkeit ist dagegen gefordert: "Entscheiden wir uns zur Freigiebigkeit... Eine solche Entscheidung müsste allerdings von konkreten Taten begleitet sein... Der Heilige Geist wird uns genau zeigen, welche Zeichen der Freigiebigkeit wir zu setzen haben."
Weitere problematische Verhaltensformen
Weitere Verhaltensformen, die einer Heilung im Wege stehen können, sind

- eine "unbiblische Beziehung zu Israel", was Antisemitismus beinhaltet, aber auch eine kritische Einstellung zum heutigen Israel (und dessen Politik?)

- der Missbrauch von Gottes Namen

- die Vernachlässigung der Sonntagsheiligung ("Sonntagsentheiligung")

- Vertrauen auf Menschen (statt auf Gott), ein in Bruno Schärs Kreisen nach Mitteilung Ehemaliger ziemlich verbreitetes Phänomen

- Abstreichen oder Ergänzen der biblischen Aussagen

- Mangelhafter geistlicher Dienst, gemeint ist damit zu wenig Engagement

- eine unbiblische Beziehung zu Jesus, wobei nur die "Demütigen und Gehorsamen" eine biblische Beziehung zu Jesus haben

- eine unbiblische Einnahme des Abendmahls

- falscher Umgang mit der Zunge, worunter jedes Reden zu verstehen ist, das nicht mit der Bibel nach Schärs Verständnis in Uebereinstimmung steht, aber auch "jedes unnütze Wort": "Deshalb tun wir äusserst gut daran, täglich vor Gott unseren Umgang mit der Zunge zu prüfen... Eine gute Therapie in diesem Zusammenhang wäre, eine Drittperson 'anzustellen', die uns auf den verkehrten Gebrauch der Zunge aufmerksam macht."

- Unglauben und Angst

Das Ende der Therapie
Am Ende der Therapie stehen einige Voraussetzungen des christlichen Lebens im Sinne Bruno Schärs, die beachtet werden wollen, soll eine Heilung anhaltend sein:

- die Geistestaufe in pfingstlerischem Sinne samt dem Zeichen der Zungenrede soll erlebt werden

- die Person soll "biblische Beziehungen" leben

- ein Anschluss an eine "biblische Gemeinde" ist essentiell: "Jeder Christ, der Befreiung an Geist, Seele und Leib empfangen hat oder noch erfahren will, muss deshalb unbedingt in einer christlichen Gemeinschaft beheimatet sein, die sich ausschliesslich und vollständig dem Wort Gottes verpflichtet weiss und das ganze Evangelium lehrt und auslebt... Im Klartext erfordert dies einerseits gemeinsame Gottesdienste, in denen sich die volle, biblische Wirksamkeit des Heiligen Geistes entfalten kann, und andererseits kleine, überschaubare Zellen, in denen verbindliche, christliche Gemeinschaft eingeübt und praktiziert werden kann... Wo (noch) keine geeignete, örtliche Gemeinde vorhanden ist, lohnt sich eine gewisse Anreisezeit unbedingt. Daneben werden sich bestimmt einige entschiedene Christen am Ort finden lassen, die gemeinsam eine intensive Hauszelle bilden möchten."

- Neutestamentliche Verbindlichkeit

- Gute Kenntnisse über die Wirksamkeit der Finsternis. Zur Gewinnung derselben wende man sich "an einen geisterfüllten, vollmächtigen Seelsorger."

- Ein positives Bekenntnis. Unter diesem Punkt greift Schär Ideen der "Positive Confession"-Richtung der charismatischen Bewegung auf: Es geht hierbei um die Kraft des Wortes, die schafft, was bekannt wird. Schär rät deshalb, von Krankheiten nicht zu sprechen, denn Satan "gibt uns, was wir negativ bekennen." Damit präsentiert Schär ganz am Rande noch eine weitere Theorie zur Ursache der Krankheit, die mit allem schon Gesagten sich allerdings eher schlecht verträgt. Die Methoden von Schärs "Intensiv-Seelsorge" widersprechen denn auch den Ansätzen der "Positive Confession"-Bewegung.

- Befreitsein zum Dienst: "Es gibt keine grössere und schönere Herausforderung, als dem Herrn selbstlos zu dienen, mit allem, was man sein Eigen nennt. Dies ist zugleich ein grosser Schutz vor dem Rückfall in die Mittelmässigkeit..."

- Gesunder Lebenswandel. Hier empfiehlt Schär löblicherweise "regelmässige Waldläufe oder ähnliches" und zeigt sich damit als ein Kind seiner Zeit. Kleingemeinschaftsgründer, die einer Generation vor Schär entstammen, lehnen den Sport üblicherweise ab.

Schärs Verhältnis zu anderen Gemeinden
Viele AbsolventInnen von Schärs Seelsorge nehmen dessen Anregung auf, die obenerwähnten "intensiven Hauskreise" zu bilden. Die Frage der Gemeindeintegration hat sich damit allerdings noch nicht gelöst, da für Schär "Hauskreise zu wenig verbindlich" sind. So schliessen sich manche AbsolventInnen evangelikalen Gemeinden an, die für charismatische Theologie offen sind, oder besuchen die Gottesdienste von Schärs namenloser Gemeinde in Uzwil. Die nach obigem naheliegende Variante, die Integration in eine pfingstliche oder charismatische Gemeinde, scheitert an der Tatsache, dass Schärs Lehren von seiten pfingstlerischer und charismatischer Gemeinden und Verbände als "zu gesetzlich" abgelehnt werden, ein Urteil, das nach obigem begründet erscheint. Schär selbst sieht die hier angesprochene Differenz seiner Lehre und Praxis zur charismatischen Theologie durchaus auch, verweist aber darauf, dass er radikaler nach der Bibel lehren würde. So existiert keinerlei Zusammenarbeit zwischen Schär und dem pfingstlich-charismatischen Christentum.

In seinem Schrifttum grenzt sich Schär denn auch von der Charismatischen Bewegung ab: "Es steht aber nirgends in der Bibel, dass es eine 'charismatische Bewegung' geben soll, noch dass Christen deren Anhänger werden sollen." Ein zweifellos schlagendes Argument, das sich allerdings ebenso gegen eine "Intensiv-Seelsorge" und einen "LCA-Kassettenverlag" wendet. Weiters verweist Schär auf manche Gefahren der charismatischen Bewegung, z.B.: "Anhänger der "charismatischen Bewegung' zu werden, führt aber ungewollt dazu, dass man zum Anhänger der 'charismatischen' Führerpersönlichkeiten wird, obwohl diese das meist gar nicht beabsichtigen." Diese Gefahr, die Schär zu recht sieht, ist allerdings nicht für die charismatische Bewegung typisch, sondern für jede Gemeinschaft, insbesondere auch für die Gemeinde Schärs. Die Aussagen Ehemaliger legen hier ein deutliches Zeugnis ab.

Mitglieder
Schärs namenlose Gemeinde in Uzwil umfasst nach eigenen Angaben rund 20 Menschen. Die Gesamtmitgliedschaft der Hauskreise, die sich der Wirksamkeit Schärs verdanken, wird auf 200 geschätzt. Die Zahl der AbsolventInnen von Bruno Schärs Intensiv-Seelsorge wird einige hundert betragen.
Konfessionskundliche Einordnung
Bruno Schär ist theologischer Autodidakt. Er las und liest Werke verschiedener Richtungen innerhalb des evangelikal-charismatischen Spektrums und greift auf, was ihm zuträglich und "biblisch gedeckt" erscheint. Deshalb präsentiert sich Schärs Lehre als Potpourri diverser Einzellehren, die sich z.T. im Grunde widersprechen und bei Schär mehr oder minder unverbunden nebeneinander stehen. Die Tatsache, dass ein im Verständnis Schärs bibelgemässes Verhalten Voraussetzung für die Heilung und fürs Christsein ist, gibt seiner Lehre ein gesetzliches Gepräge.
Persönliche Wertung
Währenddem Schärs theologische Ausführungen im einzelnen (vgl. seine Uebernahme der platten "Bedienungsanleitungs"-Typologie von Harold Hill), aber auch der Flickenteppich-artige Aufbau seiner Lehre im ganzen wenig theologischen Tiefgang zeigen, scheinen im Werk Schärs manche interessanten Einzelbeobachtungen auf, insbesondere auf der seelsorgerlichen Ebene.

Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schärs Projekt, Seelsorge zu betreiben, ohne irgendwie dafür ausgebildet zu sein und ohne irgendeiner Form von Supervision zu unterstehen, nur als gefährlich bezeichnet werden kann. Wer therapiert, ohne selbst ausgebildet zu sein, der bearbeitet, diese Erkenntnis der modernen Psychologie dürfte sich Schär ins Stammbuch schreiben, im Klienten sich selbst: Schärs Betonung von Rebellion und Stolz klingen eigenartig aus dem Munde eines Menschen, der den Anschluss an eine bestehende Gemeinde nicht geschafft hat. So fordert Schär von seinen Seelsorge-AbsolventInnen genau das, was zu leisten er selbst nicht in der Lage war: Unterordnung unter andere, Einordnung in Bestehendes. Damit verdeckt Schär auch vor sich selbst, was eigentlich vonnöten wäre: dass der Therapeut, wie es sich für Therapeuten gehört, sich erst mal selbst therapieren liesse.

In diese Problematik gehört auch Schärs wiederholte Diagnose von "Menschenabhängigkeit", allerdings immer bei anderen. Dass sich diese Struktur nach Zeugnis von Ehemaligen und Angehörigen längst auch im Umfeld Bruno Schärs etabliert hat, dies kann Schär nicht sehen, da er immer derjenige ist, der im Gegensatz zu anderen "biblisch gedeckt" und damit in Ordnung ist. Diesem Allmachtsgefühl des Therapeuten kann nur Supervision entgegensteuern.

Obwohl Schär die AbsolventInnen seiner Seelsorge nicht bewusst in seine eigene Gemeinde integriert, sondern durchaus ziehen lässt, können sich im einzelnen durch Schärs unbearbeitete Problematik im Bereich Macht und durch die fehlende Supervision Strukturen ergeben, die der Freiheit der betreffenden Menschen nicht zuträglich sind.

Inhaltlich greift Schärs Seelsorge-Konzept zwar auf manche Theorien zurück, die in den Händen ausgebildeter und einer Supervision unterstehender Seelsorger für ein evangelikales Publikum durchaus zuträglich sein können, so der Versuch, belastende Erfahrungen mit Vergebung zu bearbeiten (wobei die Vergebung psychologisch gesprochen ein Ritual darstellt, das die Bearbeitung der belastenden Erfahrung abschliesst). Andere Thesen, die Schär aufgreift, etwa die Anrechts-Lehre oder das "Positive Confession"-Konzept, sind aus Sicht seriöser Seelsorge nicht zu vertreten.

Zusammenfassend wäre festzuhalten, dass derjenige, welcher eine Therapieform, die einem evangelikalen resp. charismatischen Verständnis der Bibel verpflichtet ist, mit anderen Therapieangeboten, z.B. der biblisch-therapeutischen Seelsorge, weit besser beraten ist. Für Menschen, die einem evangelikal-charismatischen Christentum nicht nahestehen, kann Bruno Schärs "Intensiv-Seelsorge" ohnehin nicht empfohlen werden.

Quellen
- Bruno Schär: Der Geist weht, wo er kann. Oder: Was nennnt Ihr mich Herr, Herr - und tut nicht, was ich Euch sage? Selbstverlag, Degersheim o.J.

- ders.: Heilung für seelische (psychische) und seelisch-körperliche (psychosomatische) Störungen, Nöte und Erkrankungen durch Biblische Intensiv-Seelsorge, Selbstverlag, Uzwil 1985

- ders.: Ihr seid aus Gott oder Das Evangelium des Christus. Der Schlüssel zum triumphierenden und überfliessenden Leben, Verlag Bruno Schär, Uzwil 1987

- Liliane Schär: "Allein Gottes Wort im Zentrum", St. Galler Tagblatt 24. Mai 1988

- diverse Gespräche

Georg Otto Schmid, 1998
Letzte Aenderung 1998, © gos 1998, Infostelle 2000
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