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  Schleife Stiftung Schleife, Geri Keller
  Uebersicht
  Besuch eines Erweckungsgottesdienstes in der Schleife
Am Dienstag vor Ostern 2001 um 1930 Uhr beginnt im Schleife-Areal, wo die Stiftung Schleife Räumlichkeiten gemietet hat, im obersten Stock ein Erweckungsgottesdienst. Ein solcher Erweckungsgottesdienst wird von der Stiftung Schleife jeden Dienstag im Dachgeschoss des Schleife-Areals durchgeführt. Daneben ist die Stiftung Schleife für den überkonfessionellen Reithalle-Gottesdienst verantwortlich. Vorne im Dachgeschoss spielt eine Band und animiert die Leute zum Mitsingen. Während die Leute zum Singen stehen und die Hände erheben, sitzen wir (zwei kritische Theologen) im hinteren Bereich des Saales und warten gespannt, was da kommen mag. Zuerst werden ca. 45 Minuten Anbetungslieder gesungen, welche die Ehre, Macht und Herrlichkeit Gottes preisen. Die ausgedehnte Anbetungszeit in der Schleife besteht nicht wie traditionell aus den Elementen Kyrie und Gloria (Lob und Klage dürfen in der Anbetung vor Gott gebracht werden), sondern nur aus Gloria.

Nach der Anbetung dürfen Leute aus dem Team Eindrücke weitergeben: Eine Frau erzählt von einem farbigen Pfeil, den sie hoch über den Menschen schweben gesehen habe. Ihr Eindruck dazu war, dass Gott die Sicht der Gemeinde erhöhen wolle. Ein Mann sah Fingergelenke, die Gott berühren und heilen möchte.

David Schneider, der den Abend gestaltet, möchte nun mit der Gemeinde um schönes Wetter beten. Doch er spricht nicht nur ein Gebet, sondern gebietet auch vollmächtig, dass an Ostern schönes Wetter herrschen werde. Der Tenor dieser Proklamation im Namen Jesu ist klar: Blauen Himmel wollen die Schleife-Leute sehen und keinen Regen (1). In eigenartigem Gegensatz dazu heisst es im anschliessenden Lied. "Herr, deine Gnade, sie fällt auf mein Leben, so wie im Frühling der Regen fällt."

Wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes sind die Zeugnisse, in welchen Teilnehmer von ihren Erlebnissen mit Gott erzählen und so die anderen Anwesenden ermutigen wollen (2). Ein Jugendlicher erzählt etwa davon, dass Jesus seinen Hamster geheilt habe (3). Alle Zeugnisse werden mit einem Applaus quittiert. David Schneider möchte nun unter Aufnahme eines Gebetes eines Gemeindegliedes Israel segnen. Die Gemeinde segnet folglich mit ihm Israel, die Menschen, die Regierung und vor allem die messianischen Juden.

In der etwa halbstündigen Predigt zum Schluss des Gottesdienstes geht es um das Gleichnis vom Senfkorn. Das Gottesreich beginne klein und unsichtbar. Doch auch das Kleine sei wertvoll. Gott beginne oft klein (was mit Bibelstellen belegt wird). Zum Schluss landet die Predigt dann dennoch da, wo der Heilige Geist bei der Gemeinde niste (dies die Symbolik von den Vögeln des Himmels im Senfbaum), was vielleicht in Toronto oder Pensacola geschehen sei.
Persönlicher Kommentar
Nach der Predigt, die mir inhaltlich gefallen hat, gibt es noch ein paar Gedanken zum mitnehmen. Was mir im Gottesdienst gefehlt hat, ist ein Ort wo ich meine Fragen und auch Klagen vor Gott bringen kann, sowie der unbedingte Zuspruch Gottes, etwa im Segen, den ich empfangen kann.
Anmerkungen
1. Da es an Ostern 2001 nicht nur geregnet, sondern auch geschneit hat, ist die Auswirkung dieser Proklamation ("im Namen Jesu gebieten wir dem Wetter") auf dasselbe natürlich sehr schwierig zu beurteilen.
2. Beispiele solcher Zeugnisse sind auf der Homepage der Stiftung Schleife einsehbar.
3. Auffällig ist, dass praktisch all solche Zeugnisse eine spektakuläre Wendung beinhalten: so sei in diesem Fall der Hamster wie Bewusstlos dagelegen und seine Schulter sei "kaputt" gewesen. Auf das Gebet sei er dann wieder "herumgerannt". Diese spektakuläre Wendung hat die Funktion die Gemeinde zum Staunen über Gottes Handeln (und damit auch zum Applaudieren) zu bringen. Die spektakuläre Wendung ist m.E. ein Gattungsmerkmal, das ein solches Zeugnis aufweisen muss und das auch dementsprechend gesucht wird. Vgl. dazu Thomas Kern, Schwärmer, Träumer & Propheten, Charismatische Gemeinschaften unter der Lupe, Frankfurt 1998, 87-92.
Christian Metzenthin, 2001
Letzte Aenderung 2001, © cm 2001, Infostelle 2000
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